Wels baut auf Sand
Die Stadt schwimmt im Geld. Zum wiederholten Male erwirtschaftet die Stadt einen Überschuss in Millionenhöhe.
Das ist nicht automatisch eine gute Nachricht.
Es bedeutet in erster Linie, dass Steuergeld nicht ausgegeben wurde. Dass ist dann gut, wenn kein Bedarf in der Bevölkerung besteht und alle Aufgaben mit weniger Geld erledigt werden konnten.
Das ist in Wels keineswegs der Fall.
Die „blaue Musterstadt“ schwächelt im Sozialbereich. Der Rechnungsabschluss 2023 zeigt abermals: viele Leistungen sind massiv zurückgegangen.
In Wels leben 64.000 Menschen und immer mehr geraten in Notlagen. Sie fühlen sich von der Stadt zu Recht im Regen stehen gelassen.
Diese Praxis hat System und stoßt auf immer mehr Ablehnung. Hauptverantwortlich ist die FPÖ, die 2015 von ca. 13.100 und 2021 von 11.700 Menschen ihre Stimme erhalten hat. Knapp 42 % haben bei der letzten Wahl keine Stimme mehr abgegeben. Seit 2015 hat sich die soziale Versorgung massiv verschlechtert. Die neue Devise lautet: Jeder und jede muss es aus eigener Kraft schaffen. Das kommt nicht überall gut an.
Wertschätzung, Gerechtigkeit und Hilfeleistung sind zu Luxusgütern geworden. Eine Folge davon ist, dass unser System überhitzt. Viele Menschen sind gestresst und überstrapaziert.
Die Leidtragenden dieser verfehlten Politik sind jene, die auf Unterstützung angewiesen sind. Besonders hart trifft es Kinder, Jugendliche und Frauen, die den Großteil der unbezahlten Care-Arbeit leisten.
Die sozialen Baustellen sind in Wels zahlreich: schlechte Integration, fehlende Kinderbetreuung, mangelhafte Gesundheitsversorgung, miserable Bildungssituation, verwahrloste Wohngebiete, zuwenig Jugendangebote, Gewalt gegen Frauen, Verelendung …
Die Stadt könnte mit dem Steuerüberschuss Abhilfe schaffen und die Situation für die Menschen verbessern. Doch sie will es nicht. Bestehende Probleme werden vom Tisch gewischt.
Leidtragend sind wir alle, denn es wird zunehmend eskalieren. Die Alarmsirenen heulen bereits. Leider stoßen sie noch auf taube Ohren.
Das ist besonders traurig in einer Stadt, die zeigen könnte, dass es anders geht.
Bevor Millionen für Behübschungen ausgegeben werden, sollten die sozialen Hausaufgaben erledigt werden.
Es braucht viel mehr Investitionen in die soziale Infrastruktur. Es braucht mehr Zusammenhalt. Und ein Sozialmonitoring, um zeitnah und professionell abgesichert eine bedarfsorientierte und menschenwürdige Versorgungslandschaft zu gewährleisten.
Schnelle Hilfe für Menschen in Krisen ist zukunftsorientiert. Andernfalls drohen hohe Folgekosten, die unsere ohnehin überlastetes System zum Kollaps bringen werden.
Helfen würde:
- Krisenhilfe für Menschen in Notlagen (finanziell, sozial und psychisch)
- Sozialmonitoring
- Ausbau der Prävention