Interview mit Reinhard Thurner
Nachhaltigkeit ist regional
Du bist Obmann des Vereins „Troadbäcker Oberösterreich“. Wofür steht dieser Verein?
Es geht darum, Rohstoffe aus der Region zu verarbeiten. Unser Hauptrohstoff ist selbstredend das Mehl – dieses beziehen wir von oberösterreichischen Vertragslandwirten, die sich zu einem naturnahen Anbau verpflichten. Kurze Transportwege sind ein weiterer Bestandteil der regionalen Nachhaltigkeit und für mich eine Herzensangelegenheit…übrigens auch für meine Eltern, die schon lange, bevor ich die Bäckerei übernommen habe, dem Verein beigetreten sind.
Wie wird Nachhaltigkeit sonst noch in deinem Unternehmen umgesetzt?
Ganz einfach gesagt: Ribiselschnitten gibt es nur zur Ribiselzeit. Ich arbeite gerade an einem Brotjahresplan, der sich an den jeweils regional verfügbaren Rohstoffen orientiert. Auch bin ich der Meinung, dass meine 41 Angestellten ein wichtiger Teil der regionalen Nachhaltigkeit sind, sie haben kurze Arbeitswege, zahlen hier Steuern, kaufen im Dorf und der nächsten Umgebung ein. So ergibt sich eine Wertschöpfung für unsere unmittelbare Umgebung.
Stehst du selbst auch noch in der Backstube?
Leider kaum noch. Viele Vorschriften müssen eingehalten und dokumentiert werden. Im Bereich Hygiene und Qualität macht das natürlich Sinn, aber gewisse Gütesiegel werden ihrer Botschaft nicht gerecht und sind in erster Linie eine finanzielle Belastung. Deswegen habe ich mich nach reiflicher Überlegung auch dafür entschieden, von einigen Gütesiegeln Abstand zu nehmen, die ich moralisch nicht vertreten kann.
Welche Pläne hast du für die Zukunft deiner Bäckerei?
Oberstes Ziel ist weiterhin, verfügbare hochwertige Rohstoffe aus der Region zu verarbeiten. Für Menschen mit Glutenunverträglichkeit wird das Sortiment mit lang fermentierten Erzeugnissen erweitert. Auch sollen meine Mitarbeiter:innen durch optimierte Einsatzpläne zukünftig einen freien Tag pro Woche mehr zur Verfügung haben.
Gibt es noch etwas, das du unseren Leser:innen mitteilen möchtest?
Der Beruf des Bäckers ist ein wunderbares und erhaltenswertes Handwerk und das sollten wir auch so ausüben – als Handwerk und nicht als Erzeuger eines Massenprodukts.
Danke Reinhard für deine Zeit und den Espresso.