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29.06.2023 Allgemein

Ver­krus­te­te Struk­tue­ren auf­bre­chen

CHRISTIANE JOGNA WAR GRÜNDUNGSMITGLIED DER GRÜNEN HAGENBERG, 12 JAHRE LANG FRAKTIONSOBFRAU, 10 JAHRE BEZIRKSSPRECHERIN UND 2009 KANDIDATIN FÜR DAS AMT DER BÜRGERMEISTERIN. VIELE GRÜNE INITIATIVEN UND ERFOLGE DER LETZTEN 20 JAHRE HAT SIE GETRAGEN, GEFORMT UND VORANGETRIEBEN. MARLENE HESS HAT SIE ZU IHREM WIRKEN IN DER HAGENBERGER GEMEINDEPOLITIK BEFRAGT:

Was hat dich dazu bewegt, dich politisch zu engagieren?

Ich war schon in jungen Jahren politisch interessiert. Ich habe mich eingebracht im Widerstand gegen Atomkraft und im Einsatz für eine saubere Umwelt, legte Wert auf Unabhängigkeit und war in keiner Partei Mitglied. Meine Sympathie galt aber schon damals den Grünen, weil sie am glaubwürdigsten für Umwelt, Demokratie, Transparenz und Gleichberechtigung der Frauen standen.
Im Zuge meines Einsatzes im “Verein Lebensraum” gegen den Bau der S10, bzw. für den Bau eines Tunnels machte ich die Erfahrung, dass Engagement und Widerstand sich lohnen. Ich erkannte aber auch, dass es dringend mehr „Grün“ braucht, um verkrustete Strukturen im politischen System aufzulösen und so manchen Paradigmenwechsel einzuleiten. Gemeinsam mit Ludwig Reiter reifte der Entschluss für die Gründung einer Grünen Gruppe und der Kandidatur für den Gemeinderat.

Was hat dir an der politischen Arbeit am meisten Spaß gemacht?

Es war mir immer eine Freude in einem Team zu arbeiten, in dem neben intensiven Diskussionen, zahlreichen und oft ermüdenden Sitzungen auch das Lachen und der Aktionismus nicht zu kurz kamen. Ich möchte diese Zeit nicht missen. Es war nicht immer leicht, Beruf, Familie und politisches Engagement unter einen Hut zu bringen, aber in diesen Jahren hat sich meine Beziehung zu Hagenberg und zu vielen Hagenberger:innen sehr vertieft und intensiviert. Ich habe viele tolle Menschen kennengelernt und konnte einen Beitrag zur Weiterentwicklung unserer Gemeinde leisten.

Mit welchen Herausforderungen sahst du dich konfrontiert?

Wir wurden im Gemeinderat zwar grundsätzlich positiv aufgenommen, dennoch galt es einen Weg zu finden, auch als kleine Fraktion einen aktiven Beitrag in der Gemeindepolitik zu leisten. Mein besonderer Dank geht hier an den damaligen Bürgermeister Rudolf Fischerlehner und an Franz Böcksteiner, den damaligen Fraktionsvorsitzenden der SPÖ. Ich denke gerne an unsere konstruktive Zusammenarbeit und so manche Gespräche, die von gegenseitiger Wertschätzung und Respekt geprägt waren. Die rasante Entwicklung der Gemeinde Hagenberg mit dem Erfolgsprojekt Softwarepark und die damit zu treffenden Entscheidungen führten zu manchen heißen Diskussionen innerhalb der Bevölkerung. Ich lernte damit umzugehen, es nicht allen recht machen zu können. Wichtig war mir immer zu meinen Entscheidungen zu stehen und sie sachlich begründen zu können.

Welche politischen Themen lagen dir besonders am Herzen?

Als Fraktionsvorsitzende musste ich mich mit allen Themen auseinandersetzen und vertraut machen. Interessant war für mich die Erkenntnis, dass alle Bereiche wichtig sind und auch interessant für mich waren. Besonders wichtig war mir immer das Thema Mobilität (Verkehrsberuhigung, Öffentlicher Verkehr, Regio Tram, Radwege etc.) und der Umstieg auf Erneuerbare Energie.

Bei welchen Themen hättest du wirklich gehofft, der Gemeinderat hätte anders entschieden?

Furchtbar schade finde ich, dass beim Bau des Agrarbildungszentrums das Angebot auf die Errichtung eines großen Biomasseheizwerkes, das auch die umliegenden Siedlungen mit erneuerbarer Energie versorgt hätte, nicht genutzt wurde!!

Wie empfandest du die Zusammenarbeit im Gemeinderat und in den Ausschüssen?

Da muss ich etwas differenzieren. In meiner ersten GR-Periode von 2003 bis 2009 war die Zusammenarbeit durchaus konstruktiv und so manche unserer Vorschläge und Initiativen fanden Zustimmung und wurden auch umgesetzt. In den Jahren 2009 bis 2015 war die Zusammenarbeit weniger gefragt, dafür aber war unsere Kontrolle und unser Einsatz für Transparenz umso wichtiger.

Gab es Momente, wo du dir die Haare raufen wolltest oder die besonders lustig waren?

Ehrlich gesagt, manchmal wollte ich mir nicht nur die Haare raufen, sondern habe sie mir tatsächlich gerauft. Lustig war’s immer bei unseren Grünen Festen, aber auch bei so manchen geselligen Runden mit Kolleg:innen aus den anderen Fraktionen und Vereinen.

Wenn du an den Gemeinderat zurückdenkst, welche Sportart würdest du der Gemeindearbeit zuordnen? Welche fällt dir spontan ein?

Auf jeden Fall sind Ausdauer und Teamgeist gefragt!

Was wünscht du dem Grünen Team und der Grünen Fraktion für die Zukunft?

Ich freue mich sehr, dass das Grüne Projekt so erfolgreich und mit beeindruckendem Mandatszuwachs weitergeführt wird und dass es gelungen ist, jüngere Menschen zur Mitarbeit zu motivieren. Ich wünsche dem
Grünen Team viel Ausdauer und Erfolg! Gerade jetzt ist Grünes Engagement sehr wichtig, um endlich ernsthaft die Weichen für Nachhaltigkeit zu stellen. Es geht um die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder!

 

Vielen Dank für das Gespräch und vor allem auch ein großes Dankeschön für dein Engagement, liebe Christiane, mit dem du den Grundstein für die Grünen in Hagenberg gelegt hast!

Marlene Hess
Marlene Hess

Fraktionsvorsitzende

[email protected]
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