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01.01.2022 Allgemein

Buy to let

Bagger

In Hinterstoder sind wir GRÜNEN im Rahmen des Abverkaufs unseres Alprima Hotels sowie des geplanten Berghotels auf der Höss auf das ‘Buy To Let’ Modell aufmerksam geworden.

Das ‘Buy to Let‘ (‘Kaufen um es zu Vermieten’) – Modell wird von Investoren gerne auf ‘Sondergebiet des Baulands – Tourismus Betrieb’ (SOTB) realisiert – oft auch in Zusammenhang mit der Errichtung von Chalets.
Meist in Skigebieten oder rund um Seen oder am Rande von unberührter Natur (vor Naturschutzgebieten).
Vielfach wird behauptet, dass es sich hierbei nur um ein Umgehungsmodell für Zweitwohnsitze handelt.

Wie Buy To Let abläuft (Nur ein Beispiel - wird natürlich nicht immer gleich sein!)

Phase 1 - Die Suche nach lukrativen Objekten

Investoren sind stets auf der Suche nach interessanten Objekten. Besonders interessant sind hier z. B. Objekte in Skigebieten oder an Seen oder in der Nähe von unbebaubaren Naturschutzgebieten – also ‘mit schöner Aussicht’.

Nachdem es in vielen dieser Regionen oft kaum mehr möglich ist Zweitwohnsitze zu errichten, sucht man oft nach alten Hotels, oder Campingplätzen oder anderen Flächen die z. B. auf Sondergebiet des Baulandes Tourismusbetrieb (SOTB) gewidmet sind.

Diskussion am Tisch

Phase 2: Erste Gespräche

Gerade in touristischen Regionen gibt es oft Probleme, dass z. B. keine Nachfolger für ein Hotel vorhanden sind. Oft treten dann Investoren an die Besitzer heran und bieten an das Hotel / die Liegenschaft abzukaufen und zu übernehmen.
Oft kann man nun im Vorfeld auch noch versuchen über die Gemeinde zusätzliche Flächenumwidmungen (auf SOTB) zu beantragen. Jede zusätzlich mögliche Flächenumwidmung steigert natürlich den späteren Verkaufswert für den Betrieb, und erhöht die Verdienstmöglichkeiten für den Investor.
Welcher Bürgermeister wird es schon einem Einheimischen Betreiber verwehren, wenn dieser seinen Betrieb erweitern will (und er von einem etwaigen Verkauf ev. auch noch nichts ahnt)?

Symbolbild Geldscheine

Phase 3: Die Vorstellung des Projekts

Nach erfolgreichen Flächenumwidmungen oder ev. auch schon davor, treten die Investoren schön langsam an die Gemeinde heran und erzählen was sie mit dem Areal vorhaben.
Vielfach ist nun erstmalig die Rede von Chalets. Natürlich weil dies ja ‘im Zeichen der Zeit steht’ – die Leute wollen sich einfach auch selbst versorgen. Nicht immer werden auch touristisch übliche Objekte wie ‘Speisesaal’ in den Plänen vorgesehen.
Der Gemeinde verspricht man jedefalls unzählige neue touristische Arbeitsplätze. Meist freut man sich auch in der Gemeinde – endlich investiert mal jemand.
Meist erst wenn sich die Investoren sicher sind dass ein passendes Projekt möglich ist, wird das Grundstück dem Vorbesitzer abgekauft. (Bauland kostete in Hinterstoder z. B. 2019 ~ 100€/m2)

Unterach am Attersee

Phase 4: Die Verkaufs - Webseite

Vom Investor wird nun eine Webseite erstellt in der das geplante Vorhaben möglichen Käufern schmackhaft gemacht wird. Allerdings wird das ‘touristische Projekt’ hier nicht als GmbH oder ähnliche Unternehmensform vermarktet, sondern, ähnlich dem Erwerb einer Eigentumswohnung, als Projekt bei dem jeder ‘Teilhaber’ im Prinzip nur Anteile an der gesamten Liegenschaft erhält. Nachdem das Projekt ‘touristisch’ ist, erhalten die zukünftigen Eigentümer zwar ein Eigentumsrecht aber (meist) kein Wohnrecht. Meist weil z. B. tlw. Ausnahmen für ‘Managerwohnungen’ möglich sind – oder es gar wie bei Alprima in Hinterstoder passiert, eine geschossweise Flächenwidmung auf einmal in bestimmten Geschossen auch Zweitwohnsitze erlaubt. Bevorzugt werden dabei die obersten Geschosse – Penthouse – Wohnungen.
Der Käufer kann also das Eigentum an einer bestimmten Wohnung erwerben, darf darin aber (meist) weder einen Hauptwohnsitz noch einen Nebenwohnsitz begründen. Beworben wird das Investment als ‘gute Wertanlage’ mit ‘Enkerlfähigkeit’ und guter Rendite – die ’emotionale Komponente’ die es hier gibt, ist ein gutes Verkaufsargument.

Handy

Phase 5: Der Betreiber

Der Investor vermittelt dazu den Käufern auch einen Betreiber der mit Ihnen mehrjährige Verträge abschliesst und diesen verspricht das Objekt touristisch zu vermarkten. Es werden hier z.b. auch Renditen von 6% genannt. Der Käufer darf das Objekt auch ein paar Wochen im Jahr selbst nutzen wird ihm gesagt. Teilweise gibt es dann je Bundesland/Betreibervertrag andere Einschränkungen. (was die Dauer anbelangt, ob er überhaupt seine eigene Wohnung buchen darf, …)
Die Quadratmeterpreise liegen dann teilweise nun schon bei 11.000€ / m2 -> bei 90m2 kostet dann also so ein Chalet schon oft 1.Mio€!
Ob es stimmt dass wie vielfach erzählt wird, dass die oft anderssprachigen Käufer die Einschränkungen des Modells nicht zur Gänze verstehen und ev. zur Ansicht kommen, dass sie hier irgendwann dann doch auch einen Zweitwohnsitz begründen dürfen können, können wir nicht bestätigen. Wir haben auch Aussagen gefunden dass nach Auslaufen der Betreiberverträge diese Objekte zu Zweitwohnsitzen werden, aber warum das so sein sollte ist uns schleierhaft – die Auflagen der touristschen Widmung gehen aus unserer Sicht doch nicht verloren nur weil die Betreiberverträge auslaufen…

Phase 6: der Bau

Sobald genügend ‘Erste’ Käufer gefunden sind, kann mit dem Bau begonnen werden.
Dies ist auch einer der Vorteile des Modells aus Sicht der Investoren ist hier eine gute Liquidität gegeben.
Das Grundstück wird parifiziert und mit jedem Kauf ‘eines Objekts’ wird wieder ein neuer zusätzlicher Eigentümer im Grundbuch eingetragen.

Das Bild anbei zeigt z. B. die Bauphase des neuen Berghotels – Triforet und der Chaltes darunter in Hinterstoder.
Zitat: ‘Behutsam und naturnah wird das geschichtsträchtige Hotel eines ehemaligen traditionsreichen Familienbetriebes bei der Mittelstation revitalisiert und in exklusives, stilvolles Resort auf internationalem Level gebracht.’ bzw. lt. Kronen Zeitung: ‘ Man will so wenig wie möglich vom Baumbestand abholzen, da der Charakter eines lichten Waldes erhalten bleiben soll.’

Einige erste Fragen zum Buy to Let Modell

Wird garantiert dass die versprochene Rendite für die Käufer auch eintritt?

Wir denken dass man das nicht garantieren kann. Es hängt ja davon ab, wie gut das Objekt zukünftig vermietet werden kann.

Verstehen alle Käufer dass sie hier nie ein Wohnrecht haben werden?

Wir hoffen es.

Was macht der Investor, nachdem die Immobilien verkauft sind?

Ev. schon wieder woanders das nächste Projekt.

Wer verdient hier?

Natürlich zunächst der Investor. Auch der Betreiber wird wohl über die langjährigen Verträge gut verdienen. Die Eigentümer erwerben eigentlich einen Anteil an der Liegenschaft - müssen also für alle späteren Kosten wie Erneuerungen und auch an allen Kosten der allgemeinen Teilen der Liegenschaft gleichermaßen mitaufkommen und darauf hoffen, dass sich das Objekt gut vermieten lässt.

Gibt es Kritik am 'Buy to Let' Modell?

In anderen Bundesländern wie z. B. der Steiermark oder in Salzburg ist das Modell schon länger bekannt und umstritten. In OÖ fehlt es aus unserer Sicht dazu noch etwas an Diskussion. Weiter unten haben wir einige weiterführende Links angeführt. Interessant das Video 'am Schauplatz': von Nora Zoglauer. Dabei sprechen sich u.a. die Bürgermeister von Zell am See und Ramsau am Dachstein gegen derartigen Projekte aus. 25:58: Zitat: Zell am See Bürgermeister Andreas Wimmreuter auf die Frage ob man "so ein Projekt wie es da angepriesen wird das werden sie nicht zulassen" (Buy to Let): Ja auf keinen Fall. Da gibt es eine ganz klare Aussage von mir und auch vom Gemeinderat, dass wir 'diese Art der touristischen Nutzung in Zell am See' auf keinen Fall mehr genehmigen werden. 41:33 Ramsau am Dachstein – Bürgermeister Ernst Fischbacher auf die Frage: „Es wird immer von der Wertschöpfung für die Gemeinde gesprochen bei dieser Form von Anlageprojekten – Würden sie das unterzeichnen – stimmt das? Grundsätzlich gegen ein Hotel hat keiner was – da gibt’s Mitarbeiter – da gibt’s eine Wertschöpfungskette die dann gegeben ist – da wird dann in der Region eingekauft – da wird aus der Region Mitarbeiterbeschäftigung – da gibt‘s auch Kommunalsteuer. Da wird’s das nicht geben – davon gehen wir aus. Die Leute die da her kommen die haben meistens alles mit – das sehen wir ja ständig – die haben einen riesen Müllhaufen und die bringen alles mit und kaum wird da bei uns eingekauft.'

Hauptproblem Zonen des Buy to Let Model

Wenn eine Gemeinde ein derartiges Projekt nicht zulassen will, kann sie da etwas dagegen tun?

Wenn die Flächen einmal auf SOTB gewidmet sind, lässt sich ein Buy To Let Modell, zumindest in OÖ kaum mehr verhindern. Es kann auch passieren, dass zunächst ein erster Projektant kommt und ein gutes Projekt verspricht. Die Gemeinde widmet um auf SOTB. Danach wird das Grundstück an einen anderen Investor weiterverkauft und man kann es nicht mehr verhindern.

Das wird nie wieder ein normales Hotel

Ja. Das war's. Das Objekt wurde in viele Eigentümer aufgeteilt. Die Wahrscheinlichkeit dass hier jemals wieder 'ein neuer' ein neues normales Hotel erstellt ist nahezu 0. Dazu müsste er sich mit jedem einzelnen Eigentümer einigen.

Was wenn nach Ablaufen der Betreiberverträge die Eigentümer kein Interesse zeigen an einer echten touristischen Vermietung

Wir denken nicht, dass man etwas dagegen tun kann, wenn z. B. die Eigentümer die Objekte um 1000€/Nacht anbieten.

Wer kann sicherstellen, dass die Eigentümer ihre Objekte nicht doch wie einen Zweitwohnsitz nutzen?

Solange es die Betreiberverträge gibt wird das hoffentlich noch unwahrscheinlicher sein. Doch danach müsste man wohl 'Detektive' beauftragen um dies zu unterbinden.

Was passiert, wenn nach z.B. 10-15 Jahren die Betreiberveträge enden?

Das weiß niemand. Es fehlen Langzeiterfahrungen. Kann sein, dass viele der Wohnungen dann nicht mehr in dieser Form touristisch angeboten werden. Ev. wollen das die Eigentümer nicht, oder sie verfügen nicht über die logistischen Fähigkeiten.

Wer bezahlt Erneuerungen an 'allgemeinen Teilen der Liegenschaft' (ev. Speisesaal, Hallenbad, ...)?

Das sollten wohl so wie auch bei Eigentumswohungen alle Eigentümer tun müssen. Ev. gibt es hier auch ein 'böses Erwachen' ziemlich zeitgleich mit dem Enden der Betreiberverträge wenn erste Investitionen nötig wären.

Was wäre der GAU?

Wir sehen eine Wahrscheinlichkeit gegeben, das hier ehemalige Hotelflächen nach Ablaufen der Betreiberverträge zuküftig für Tourismus nicht mehr zur Verfügung stehen. Also "kalte Betten". Bei uns wurden viele der alten Hotels 'aufgekauft'. Wenn das eintritt, wo sollen dann unsere touristischen Gäste denn noch wohnen in 10-15 Jahren?

Was könnte noch passieren?

Im 'Der Ennstaler' vom 11.03.2021 (Link weiter unten) wird ein Beispiel erzählt: 'Ein Unternehmen lullt den Bürgermeister samt Gemeinderat mit den bekannten Argumenten ein und darf eine „Hotel-Anlage“ errichten. Das Unternehmen parifiziert und verkauft die Anteile an Käufer zu stattlichen Preisen. Diese Käufer glauben nun, sie würden einen unbelasteten Zweitwohnsitz erstehen und keinen Hotel-Teil. Das Unternehmen liquidiert nach erfolgtem Verkauf die Errichtungsgesellschaft und ist nirgendwo mehr greifbar. Die Käufer sind plötzlich zwangsbeglückte Hoteliers mit einem halbfertigen Hotel, das den Auflagen der Behörde keinesfalls entspricht. Die Investoren wenden sich verzweifelt an die Behörde und bekommen dort die Auskunft, dass sie nun zuständig sind, jede einzelne Einheit in einen eigenen Gewerbebetrieb umzuwandeln, der alle Auflagen erfüllen muss. Das Unternehmen ist jedoch nicht mehr greifbar, weil es unter anderem Namen schon in der nächsten Region Hotelpläne mit Bürgermeistern und Gemeinderäten schmiedet'

Unsere Wünsche an die oberösterreichische Landespolitik

Keine Parifizierung in touristischen Gebieten erlauben

Niemand hat etwas dageben, dass Investoren eine GmbH gründen und sich andere dort beteiligen. Aber das Parifizieren und Teilen in viele Einzelne Eigentümer kann kaum jemals wieder rückgängig gemacht werden. Wir sehen ein hohes Risiko, dass diese Flächen nach Ablaufen der Betreiberverträge nicht mehr von den vielen Eingetümern vermietet werden.

Ablehungsrecht für Gemeinden verbessern

Gemeinden muss es dringendst ermöglicht werden, Buy to Let Projekte nicht zu erlauben, wenn sie das nicht haben wollen.

Helmut Zörrer
  • Gemeinderat
  • Ausschüsse: Prüfungsausschuss, Raumplanung, Bauangelegenheiten; Ersatz: Sanität
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