Tiere sind keine Pakete
Was bringt die neue Tierschutznovelle zum Thema Tiertransporte?
Österreich exportierte laut Bundesanstalt für Agrarwirtschaft im Jahr 2020 zirka 107.000 Rinder, 75.000 andere Nutztiere und 20 Millionen Geflügeltiere.
Beim Volksbegehren „Stoppt Lebendtier-Transportqual“ setzte die österreichische Bevölkerung mit 426.938 Unterschriften im Mai 2022 zum zweiten Mal ein starkes Zeichen für eine Verbesserung der Tierschutzgesetze.
Im Jahr 2020 wurden alleine in Österreich 40.000 Kälber exportiert und gleichzeitig das Fleisch von 85.000 Kälbern importiert.
Österreich exportiert ca. 9.000 Kälber nach Spanien und ca. 18.000 Kälber nach Italien, von wo sie per Schiffstransport zur Schlachtung in den Libanon und andere Länder im Nahen Osten gebracht werden. Sowohl der Transport, als auch die Schlachtung selbst, erfolgen unter schrecklichsten Bedingungen.
Kühe geben nur Milch, wenn sie ein Kalb geboren haben. Um den enormen Milchverbrauch abzudecken, besamen die Milchviehbetriebe ihre Kühe normalerweise jedes Jahr. Deshalb werden in Österreich jährlich etwa 747.000 Kälber geboren (Quelle: Statistik Austria 2021).
Die männlichen und eine Anzahl weiblicher Kälber sind jedoch aus wirtschaftlichen Gründen wertlos, weil sie zu wenig Fleisch ansetzen. Daher werden sie zum großen Teil exportiert.
Die Kälber werden ihren Müttern noch am ersten Tag nach der Geburt entrissen
obwohl sie noch bis zu einem Alter von zwölf Wochen mit Muttermilch versorgt werden müssten. Aber schon im Alter von zwei Wochen dürfen die jungen Tiere ohne tiergerechte Nahrung neun Stunden ohne Pause transportiert werden. Die Praxis zeigt jedoch, dass diese Pausen selten eingehalten werden und die Transportzeiten das erlaubte Maß weit überschreiten. Die Kälber leiden dabei immensen Durst und Hunger. Viele von ihnen sterben auf der langen Reise oder in den Tagen nach der Ankunft aufgrund der Strapazen. Das wurde in vielen Fällen von Tierschutzorganisationen aufgedeckt. In einem dokumentierten Fall wurden Jungkälber aus Österreich ohne Pausen 90 Stunden lang transportiert.
In den Sammelstellen und während des Transports werden sie mit vielen anderen Kälbern aus unterschiedlichen Herkunftsbetrieben gemischt. Da die jungen Tiere noch kein funktionierendes Immunsystem besitzen, stellt das eine große gesundheitliche Belastung dar. Um Krankheiten zu vermeiden, werden prophylaktisch Antibiotika verabreicht (Quelle: AMG Novelle Bericht BMEL).
Nach der Novelle des Tiertransportgesetzes sollen Kälber ab 2023 in einem Alter von drei Wochen anstatt zwei Wochen transportiert werden dürfen. Außerdem wurde die erlaubte ununterbrochene Transportdauer von 20 auf 19 Stunden herabgesetzt.
Diese sogenannte Novelle klingt eher wie ein Scherz. Den jungen Kälbern bringt sie jedenfalls keine spürbare Verbesserung.
Die Reform des Tiertransportgesetzes verhindert auch nicht, dass weiterhin österreichische Tiere auf Schiffen in den Nahen Osten gebracht werden können. Die großen Langstreckentransporte von sogenannten „Zuchtrindern“ aus Österreich über 5.000 km nach Zentralasien bleiben sogar explizit erlaubt.