Sierning gemeinsam klimafit gestalten
Wussten Sie, dass Österreich vom Klimawandel besonders betroffen ist? Denn während die Temperatur seit den 1970er Jahren global durchschnittlich um 0,5 °C gestiegen ist, wurde es hierzulande im selben Zeitraum rund 1,5 °C wärmer.
Die Auswirkungen sind für alle spürbar und durch den aktuellen Report der IPCC wissenschaftlich untermauert. Doch Klimawandelfolgen sind keine reine Komfortfrage, sondern zeigen sich auch in ökologischen, ökonomischen und sozialen Herausforderungen.
Um den menschengemachten Klimawandel in den Griff zu bekommen, müssen zwei Strategien gleichzeitig verfolgt werden:
Klimaschutzmaßnahmen, um die Temperaturerhöhung zu begrenzen
Anpassungsmaßnahmen, um die Lebensqualität zu sichern – trotz der bereits spürbaren Folgen des Klimawandels
Nur die Kombination dieser Maßnahmen ist zielführend. Denn selbst wenn wir den Klimaschutz zukünftig intensivieren, ist die klimatische Veränderung nicht mehr umkehrbar!
Das Ziel: Die Widerstandsfähigkeit unserer Gemeinden und Städte gegenüber den Folgen des Klimawandels zu erhöhen und sie damit nachhaltig zu stärken.
Grünräume schützen und schaffen
Klimawandel und versiegelte Flächen erhitzen Siedlungsräume zunehmend.
Entsiegelung und viel Grün tragen wesentlich zur Kühlung bei und
- binden das Treibhausgas CO2
- produzieren Sauerstoff
- filtern Staub
- speichern Regenwasser bei Starkregen
- reinigen Niederschlagswässer (Grundwasserbildung)
- erhöhen die Biodiversität
Straßenbäume pflanzen
Beschattete Straßen heizen sich tagsüber weniger stark auf und strahlen nachts weniger Hitze ab. Schon eine einseitige Baumreihe, die idealerweise Geh- und Radwege beschattet, erhöht die Aufenthaltsqualität spürbar.
Siedlungsnahe Freiräume sichern und ausbauen
Grünräume rund um Siedlungen sind besonders wichtig. In diesen Gebieten entsteht Kaltluft, die zur nächtlichen Abkühlung beiträgt. Zudem dienen sie tagsüber als angenehmer Aufenthaltsort.
Begrünung von Gewerbe- und Industriegebieten
Alle kennen und nutzen sie, die Gewerbegebiete mit ihren Fachmärkten und Einkaufszentren. Das Problem: ein hoher Versiegelungsgrad und Oberflächen, die Wärme speichern (Parkplätze, Flachdächer etc.). Hier wird es untertags besonders heiß. Neben der direkten Wirkung heizt sich hier auch die kühle Luft aus dem Umland auf. Mehr Grünanteil und eine natürliche Beschattung durch Bäume bringen spürbare Abkühlung! Hier sind klimawirksame Umgestaltungen – etwa mit schattenspendenden Bäumen – zielführend bzw. bei der Entwicklung neuer Anlagen von Vornherein zu berücksichtigen.
Klimawandelanpassung bei jeder Sanierung
Jede Straßen- oder Platzsanierung und jede Erneuerung von Einbauten müssen auch für ein besseres Mikroklima genutzt werden. Im Rahmen der Bauarbeiten lassen sich Synergien erzielen und sowohl Baumpflanzungen als auch Entsiegelung umsetzen.
Altbäume schützen
Bäume mit einer größeren Krone (ab ca. 20 Jahren) erzielen die größte Wirkung, was Beschattung, Kühlung und Erhöhung der Luftfeuchtigkeit betrifft. Vor allem in Planungs- und Bauprojekten müssen Maßnahmen zum Erhalt solcher Baumbestände unbedingt getroffen werden.
Klimagerecht bauen und entwickeln
Bereits auf der örtlichen Planungsebene müssen die Grundlagen für eine nachhaltige und klimagerechte Siedlungsentwicklung geschaffen werden.
Fragen, die sich die örtliche und überörtliche Planungsebene zur Siedlungs- und Ortsentwicklung stellen müssen:
- Ist eine Innenentwicklung und Nachverdichtung möglich?
- Wie kann ein flächensparender Umgang mit der Siedlungsstruktur erfolgen?
- Wie kann die Bodenversiegelung so gering wie möglich gehalten werden?
- Gibt es ausreichende Freiflächen?
Kaltluftschneisen freihalten
Kaltluftschneisen sorgen für einen guten Luftaustausch. Diese zu identifizieren, langfristig zu sichern und wenn möglich weiter auszubauen, zählt zu den zentralen Aufgaben einer klimagerechten Raumentwicklung.
Bodenversiegelung reduzieren
Eine kompakte Bebauung lässt Platz für Grünflächen. Eine zusätzliche Entsiegelung bzw. geringere Versiegelung bei Neubauprojekten fördert die lokale Kaltluftentstehung und sichert die Versickerungsfähigkeit für das Regenwasser im Boden.
Innenentwicklung priorisieren
Häufig bestehen gerade in Ortszentren Potentiale zur Aktivierung minder- oder ungenutzter Flächen. Diese zu nutzen, trägt nicht nur zum sparsamen Umgang mit Grund und Boden bei, sondern fördert auch eine gemischte Nutzung im Zentrum und dies trägt wiederum zu einer nachhaltigen Belebung des Ortskerns bei. Zuerst muss immer die Möglichkeiten für eine Innenentwicklung erhoben werden, um dabei Maßnahmen zur Verbesserung des Mikroklimas und zur Vermeidung von Wärmeinseln berücksichtigen zu können. Nur so ist eine zukunftsfähige Ortsentwicklung möglich!
Effiziente Außenentwicklung betreiben
Stadt- und Ortserweiterungen sind nicht auszuschließen. Dabei muss man jedoch auf eine möglichst kompakte Bebauung mit wenig Flächenverbrauch bei angemessener Dichte achten.
Bestandserweiterungen ausloten
Nicht immer ist die Entwicklung unbebauter Grundstücke am Siedlungsrand zwingend notwendig. Zusätzlicher Platz für Wohnen, Gewerbe oder öffentliche Einrichtungen kann auch durch Aufstockung oder Anbauten bestehender Gebäudestrukturen erreicht werden – vorzugsweise in bereits erschlossenen oder innerstädtischen Lagen.
Weiterer Versiegelung aktiv entgegenwirken
Eine aktive Bodenpolitik beinhaltet auch den Ankauf oder die Mobilisierung unbebauter Grundstücke oder leerstehender Gebäude in zentralen Ortslagen. Hier müssen Gemeinden langfristig und nachhaltig denken!
Bestandsgebäude beschatten
Mit Elementen wie Arkaden, Pergolen oder außenliegender Sonnenschutz an Fenstern im öffentlichen und privaten Raum lassen sich Baukörper effektiv beschatten. Den besten Effekt haben aber immer noch Bäume mit großen Kronen!
Dächer, Fassaden und Höfe begrünen
Entsiegelte Innenhöfe und Baumpflanzungen kühlen die Temperatur im Höfen spürbar ab. Begrünte Fassaden und Dächer verdunsten Wasser, kühlen die umgebende Luft ab, wirken dämmend und reduzieren die Innentemperatur der Gebäude. Dies trägt zur mikroklimatischen Verbesserung vor Ort bei und stellt einen nachhaltigen Umgang mit Regenwasser dar.
Wasser intelligent nutzen
Unwetter, Starkniederschläge und zunehmende Versiegelung belasten die Infrastruktur; Hitzewellen und Trockenperioden unsere Wasservorräte.
Die Lösung sind unversiegelte Flächen, intelligentes Regenwassermanagement durch Schwammstadt-Prinzip und naturnahe Maßnahmen.
Klima und Entwässerung koppeln
Bei Starkregen fällt viel Wasser an, das entweder über den richtigen Untergrund gespeichert oder in gezielt gestaltete Überflutungsflächen eingespeist wird. Dort verdunstet es und trägt so zur Kühlung bei bzw. bieten solche Flächen auch Lebensraum für Pflanzen und Tiere.
Oberflächenversiegelungen reduzieren
Auch beim Wasser ein Thema: Je mehr unversiegelte Flächen, desto weniger Oberflächenabfluss. Und je mehr belebter Boden, desto positiver der lokale Klimaeffekt.
Grüne Dächer fördern
Intensive Dachbegrünung wirkt sich über den Regenwasserrückhalt auch günstig auf den Wasserhaushalt aus. Dazu kommt ein Kühlungseffekt, der einerseits durch Verdunstung, andererseits durch die Verhinderung von Überhitzungen von Dachflächen erreicht wird.
Regenwasser managen
Niederschläge, die über die Kanalisation abgeführt werden, sind für den Grundwasserhaushalt verloren und enden letztlich im Meer. Geeignetes Management dieser kostbaren Ressource schützt unsere Wasserversorgung. Durch den Einsatz entsprechender Speicherbehälter kann das Regenwasser auch privat genutzt werden – das schont die Umwelt und das Haushaltsbudget.
Daher sind folgende Maßnahmen seitens der Gemeinde dringend einzuleiten:
- Erstellung eines umfassenden, auf Sierning zugeschnitten Klimaschutzkonzeptes.
- Berufung eines/einer Klimaschutzbeauftragten, der/die kompetente Beratung für die einzelnen Themenbereichen auf Gemeindeebene leistet.
- Berücksichtigung der angeführten Themen bei der Entwicklung der ÖEK (Örtliches Entwicklungskonzept), der örtlichen Raumplanung und des Flächenwidmungsplanes
- Entwicklung von Anreiz- und Fördermodellen, damit entsprechende Projekte von der Bevölkerung und Unternehmen eingeleitet und realisiert werden können.
- Einrichtung einer Beratungsstelle, die niederschwelligen Zugang zu Informationen über bestehende technische Möglichkeiten, Förderungen, Planung und rechtlichen Themen bietet.
Damit wird Sierning zu einer Vorzeigegemeinde, die Lebensraum schafft und lebenswert erhält!