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23.06.2025 Allgemein

Lu­xusplei­te Tri­forêt: Steu­er­geld für In­ves­to­ren­pro­jekt?

Foto von Stefan Kaineder, der vor dem Hotel-Projekt "Triforet" in Hinterstoder steht und ernst blickt.

Millionen an Steuergeld für ein reines Investorenprojekt – Schluss mit dem Ausverkauf der Heimat

Mit dem Insolvenzantrag der Alpin Family GmbH, des Betreibers des Triforêt-Hotel- und Chalet-Projekts auf den Hutterer Böden in Hinterstoder ist ein öffentlich gefördertes Tourismusvorhaben spektakulär gescheitert – und hat sich endgültig als reines Investorenmodell entpuppt. Statt einem touristischen Leuchtturmprojekt bleibt ein politischer Scherbenhaufen. Von Anfang an hatte Landesrat Stefan Kaineder vor einer finanziellen Beteiligung durch das Land gewarnt. In der Landesregierung stimmte er als einziger gegen die Förderung, die dennoch in Höhe von knapp zwei Millionen Euro vom Tourismusressort eingebracht wurde. „Ich habe von Anfang an eindringlich gewarnt. Jetzt stellt sich heraus: Hier wurden offenbar Steuergelder verwendet, um Eigentum für Reiche in den Bergen zu schaffen, das ist untragbar“, sagt Kaineder.

 

Die Insolvenz offenbart die wahren Strukturen hinter dem Projekt: Über 60 Eintragungen im Grundbuch belegen, dass sowohl Chalets als auch Appartements einzeln an private Anleger:innen verkauft wurden – samt voller Nutzungsmöglichkeit der Hotelinfrastruktur. Das Projekt wurde nie für den klassischen Tourismus konzipiert, sondern diente von Beginn an der Kapitalvermehrung. Auf der Website der zuständigen Entwicklungsgesellschaft Limestone GmbH wird auch jetzt noch mit dem Slogan „Investieren und von der Inflation profitieren“ um Anleger geworben. Eine zynische Botschaft – angesichts der Tatsache, dass breite Bevölkerungsschichten unter der massiven Teuerung der vergangenen Jahre leiden, während sich Vermögende am Immobilienboom in den Bergen bereichern. Kaineder warnt: „Diese Projekte zerstören unsere gewachsenen Orte, treiben die Preise für Einheimische und haben mit nachhaltigem Tourismus nichts zu tun. Es droht der Ausverkauf der Heimat.“

 

„Hier wurden die oberen 10.000 offenbar großzügig mit Steuergeld bedient – und zwar mit Förderungen durch das Tourismusressort des Landes Oberösterreich. Der Verdacht liegt nahe, dass damit Eigentum für Reiche in unseren Bergen subventioniert wurde. Das ist ein Ausverkauf der Heimat, der zum Himmel schreit“, sagt Landesrat Kaineder. „Schwarzblau betoniert unsere Natur zu, damit Vermögende ihre Profite maximieren – während sich viele Einheimische das Wohnen kaum noch leisten können.“

Angesichts der Entwicklungen fordert Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder konkrete Konsequenzen: Er fordert einen sofortigen Stopp der Förderung von derartigen Investorenmodellen im Tourismusbereich, klare gesetzliche Grenzen für Tourismuswidmungen in sensiblen alpinen Regionen, mehr Kontrolle und Transparenz bei der Mittelvergabe sowie eine sofortige Prüfung einer Rückforderung der Steuermittel.

Fördervertrag ist einer Prüfung zu unterziehen

Die Förderung ist zwar an eine touristische Betriebspflicht für das Hotel gebunden. In der Fördervereinbarung zwischen Land OÖ und der Limestone GmbH ist allerdings auch festgeschrieben, dass lediglich für 10 Jahre ein Vollbetrieb des Hotels gewährleistet werden muss, diese Frist endet bereits 2033. Angesichts der Tatsache, dass der Betrieb schon kurz nach einem Jahr kurzfristig wegen Insolvenz des Hotelbetreibers eingestellt werden musste, ist der Förderzweck nicht gesichert.

Die kurze vertraglich vereinbarte Betriebsgarantie bis 2033 und der Grundbuchauszug lassen vermuten, dass offenbar nicht ein langfristiger touristischer Hotelbetrieb der 41 Appartements für Hotelgäste im Zentrum der Förderung steht (die Chalets waren ja ohnehin von der Förderung ausgenommen). Der Grundbauchauszug zeigt, die vermeintlichen „Appartements mit touristischer Nutzung“ wurden einzeln verkauft an private finanzkräftige Investoren. Beworben wurde der Verkauf als „attraktive Kapitalanlage mit höherer Rendite als bei klassischen Anlegerwohnungen”. Und dafür wurden 2 Mio. Steuermittel zur Verfügung gestellt.

Persönliche Verflechtungen werfen Fragen auf

Auch die handelnden Personen rund um das Projekt werfen Fragen auf. Gesellschafter und Geschäftsführer der Limestone GmbH ist Alois Aigner – ausgerechnet jener Mann, der am 16. Mai 2023 die Fördervereinbarung über knapp zwei Millionen Euro für das Triforêt-Projekt mit Landesrat Achleitner unterzeichnete. Nur ein Jahr später wird er von der Landesregierung zum Geschäftsführer der Landesimmobiliengesellschaft bestellt. Als Geschäftsführer der Limestone Gesellschaften wird er weiterhin angeführt. Hier ist die Optik mehr als schief. Inwieweit hier eine Unvereinbarkeit vorliegt ist ebenfalls zu prüfen.

Landtagsabgeordneter Rudi Hemetsberger bringt Anfrage ein

Der Grüne Landtagsabgeordnete Rudi Hemetsberger bringt zur Causa eine schriftliche Anfrage an den zuständigen Tourismuslandesrat Markus Achleitner ein. Die Anfrage soll die intransparente Förderpraxis rund um das gescheiterte Triforêt-Projekt durchleuchten. Kritische Fragen zu politischen Entscheidungen und wirtschaftlichen Strukturen der widmungskonformen Verwendung sollen damit geklärt werden.

Im Zentrum steht die Frage, auf welcher Grundlage die öffentliche Förderung in Millionenhöhe überhaupt bewilligt wurde und ob die dem Projekt zugrundeliegenden Verträge dem Land vorab bekannt waren. Hemetsberger will wissen, ob vor der Fördervergabe ersichtlich war, dass es sich beim Projekt Triforêt um ein Investorenprojekt im Rahmen eines sogenannten Buy-to-let Modells handelt. Insbesondere interessiert weiters, ob dem Ressort bekannt war, dass sowohl Chalets als auch Hotelzimmer an (teilweise vermögende) Privatinvestoren verkauft wurden die nun im Grundbuch eingetragen sind.

„Es muss lückenlos geklärt werden, wie es zu dieser Förderentscheidung kommen konnte. Es geht es hier um das Geld der Steuerzahler:innen. Deren Vertrauen wird durch solche Fälle gewaltig strapaziert“.

Zudem fordert Hemetsberger eine klare Stellungnahme, ob es mit dem öffentlichen Förderauftrag vereinbar ist, wenn ein Projekt primär als Investmentmodell für Kapitalanleger beworben wird. Er verlangt Auskunft, wie sichergestellt werden soll, dass Steuergelder tatsächlich dem touristischen Betrieb zugutekommen und nicht der Wertsteigerung privater Immobilien.

Besonders kritisch wird auch die Begründung von Wohnungseigentum auf Flächen mit touristischer Sonderwidmung, sowie die Vereinbarkeit mit den Zielsetzungen der Raumordnung, hinterfragt. Für Hemetsberger geht es bei dieser Anfrage darum, erstens diese konkrete Causa politisch aufzuklären und zweitens solche Vorgänge künftig grundsätzlich zu verhindern. „Öffentliche Gelder dürfen nicht in Projekte fließen, die privates Kapital vermehren. In Projekt, die Reiche noch Reicher machen, aber mit regionaler Wertschöpfung und nachhaltigem Tourismus wenig bis nichts zu tun haben“, betont Hemetsberger und sieht das Problem vor allem für sensible alpine Regionen, deren touristische Entwicklung aus seiner Sicht einem strengen Maßstab unterliegen muss.

Simon Heilig-Hofbauer, Grüner Landtagsabgeordneter in Salzburg zur Insolvenz der Alpin Family GmbH und den Auswirkungen auf Salzburg und Oberösterreich

Die Insolvenz der Alpin Family GmbH erschüttert nicht nur den touristischen Immobilienmarkt im Pinzgau und Oberösterreich, sondern wirft auch ernste Fragen zu Geschäftsgebaren, rechtlicher Kontrolle und politischer Verantwortung auf. Der Grüne Salzburger Landtagsabgeordnete Simon Heilig-Hofbauer bringt diesen Fall mit Nachdruck in den politischen Diskurs ein und fordert umfassende Aufklärung durch die Behörden.

 

Anfrage an die Salzburger Landesregierung
Simon Heilig-Hofbauer hat eine umfangreiche schriftliche Anfrage an die Salzburger Landesregierung eingebracht. Darin geht es u.a. um:

  • die rechtliche Zulässigkeit der touristischen Nutzung der von Alpin Family betriebenen Apartments (Widmung, Zweitwohnsitze),
  • mögliche Verstöße gegen das Gewerbe- und Steuerrecht (illegale Zweitwohnsitznutzung, fehlende Abgaben),
  • die Transparenz der Firmenstruktur (Briefkastenfirmen, Auslandsgesellschaften, Verbindungen nach Dubai und Moskau),
  • sowie die Frage nach der Aufsichtspflicht durch Landesstellen.

 

„In Kaprun und anderen Orten wurden Investoren mit unrealistischen Renditeversprechen in komplexe Immobilienmodelle gelockt, die auch mit einer illegalen Zweitwohnsitznutzung beworben wurden. Wenn hier wissentlich ein Kartenhaus aufgebaut wurde, muss das strafrechtlich untersucht werden – wir sehen hier klare Anzeichen für Insolvenzverschleppung und möglicherweise auch schweren Betrug“, so Heilig-Hofbauer.

Die Bilanzen der Alpin Family GmbH zeigen laut Recherchen bereits für 2022 und 2023 negatives Eigenkapital. Dennoch wurde das Unternehmen fortgeführt – mit dem Hinweis auf eine angeblich positive Entwicklung ab 2025. Für Heilig-Hofbauer steht hier der Verdacht einer Insolvenzverschleppung im Raum: „Wenn ein Unternehmen mit Millionenverlusten weiterläuft und neue Verkaufsprojekte gestartet werden, drängt sich der Verdacht auf, dass hier gezielt auf Zeit gespielt wurde – zu Lasten von Investoren, Gläubigern und Beschäftigten.“

 

Systematische Probleme im Tourismus-Immobiliensektor
Die Causa Alpin Family steht exemplarisch für eine systemische Schieflage im touristischen Immobilienmarkt:

  • Überzogene Kaufpreise für Apartments (z. B. 24 m² für 450.000 Euro) die die Preisspirale nach oben treiben und Wohnen auch für die ansässige Bevölkerung unleistbar machen,
  • zweifelhafte Verkaufspraktiken über Vermittlernetzwerke,
  • unrealistische Rendite- und Auslastungsversprechen,
  • rechtlich unsaubere Vertragskonstrukte, oft mit fehlenden Sicherheiten,
  • Werbung mit unerlaubter „Eigennutzung“ also der Zweckentfremdung durch illegale Zweitwohnsitznutzung
  • und mangelnde Kontrolle durch Behörden, trotz bekannter Warnsignale.

 

Simon Heilig-Hofbauer fordert:
1. Eine bundesweite Regelung für das Buy-to-let-Modell im Tourismusbereich,
2. Verschärfte Aufsichtspflichten für Länder und Bezirke bei gewerblichen Großprojekten,
3. Eine Untersuchung durch die Finanzmarktaufsicht und die Staatsanwaltschaft,
4. Einen Investoren-Schutzmechanismus gegen systematisch angelegte Täuschung.

 

Stefan Kaineder
Stefan Kaineder

Klimalandesrat und Landessprecher

[email protected]
Rudi Hemetsberger
Rudi Hemetsberger

Landtagsabgeordneter und Bürgermeister

[email protected]
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