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05.12.2025 Allgemein

Neuerrichtung einer Sonderschule in Perg

Derzeit laufen Planungen, eine neue Sonderschule in Perg zu errichten, da der derzeitige Standort in Langenstein zu klein wird und baulich nicht mehr den Anforderungen einer modernen Schule entspricht. Zusätzlich muss die Gemeinde Langenstein mehr Volksschulplätze zur Verfügung stellen und will dazu die derzeit integrierten Räumlichkeiten der Sonderschule nutzen. Der Neubau ist ein großes Projekt, das schon beim Bau eine finanzielle Beteiligung aller Gemeinden des Bezirks Perg und damit auch eine Zustimmung durch die Gemeinderäte erfordert.

Die Grünen Katsdorf haben aber in der letzten Gemeinderatssitzung aus mehreren Gründen dem Projekt in der derzeitigen Form nicht zugestimmt.

Späte Einbindung!

Zwar wird der Neubau derzeit mit “es ist noch nichts beschlossen“, und „alle werden eingebunden” verkauft, trotzdem gibt es bereits Unterlagen, wo der Standort (“Campus Perg”), der Umfang (15 Klassen) und die Kosten (15-18 Mio Euro) von einem Steuer-ungskomitee als Tatsachen dargestellt werden. Die Gemeinden sollen für ein Projekt herhalten, das sich ein paar Bürgermeister:innen ausschnapsen.

Standort…

Der einzig kolportierte Standort ist am “Campus Perg”, neben der Polytechnischen Schule bzw. HLW und HTL Perg. Es werden die Vorzüge der angeblichen vielfältigen Synergien mit diesen Schulen und dem Hallenbad gepriesen. Wir fragen uns: Welche großartigen Synergien gibt es mit Schulen, die ab der 9. Schulstufe unterrichten, während die Sonderschulen die Stufen 1 bis 9 beschulen? Für den Großteil ihrer Schulzeit sind die Kinder dann von ihren Altergenoss:innen abgesondert, aber vielleicht kann ja ein gemeinsamer Rasenmäher für den Schulgarten genutzt werden…

Inklusion?

Natürlich verweisen die Projektanten darauf, das dem Buchstaben des Gesetzes nach, die Regelungen der UN- Behindertenrechtskonvention, zu deren Einhaltung sich Österreich verpflichtet hat, weiterhin erfüllt werden. Die Konvention sieht vor, dass der inklusive Unterricht für alle Kinder ermöglicht wird. Trotzdem kritisieren Behindertenrechtsvereine, dass Österreich hier seit Jahren nur Lippenbekenntnisse liefert.
Mit der Errichtung einer millionenschweren Schule wird der subtile Druck auf Eltern nicht weniger, ihre Kinder vielleicht doch nicht in eine (gemeindefinanzierte) Volksschule, sondern in die schöne neue (länderfinanzierte) Schule zu schicken… Statt Kinder in ihren Heimatgemeinden zu integrieren, werden sie in eine Zentralschule gebracht.

Integration

Es gibt auch in Österreich Beispiele, wie erfolgreiche Integration funktionieren kann. Hier sei als Beispiel der Bezirk Urfahr-Umgebung genannt, wo es seit Jahrzehnten keine Allgemeine Sonderschule mehr gibt. Schüler:innen mit Sonderpädagogischem Förderbedarf aufgrund einer Lernbehinderung werden in Volks- und Mittelschulen integriert. Das funktioniert gut, wenn die Rahmenbedingungen stimmen: genügend Lehr- und Assistenzpersonal mit ausreichendem Stundenkontingent, Platz für zusätzliche Gruppenräume sowie Bewegungsmöglichkeiten und die Unterstützung durch Direktion und Gemeinde.

Kinder mit schweren Beeinträchtigungen bzw. Mehrfachbehinderungen können in der Martin Boos Landesschule in Gallneukirchen unterrichtet werden, in der es auch 4 Integrationsklassen mit „umgekehrter Integration“ gibt: Volksschulkinder werden gemeinsam mit beeinträchtigten Schüler:innen in der Sonderschule unterrichtet. Das verlangt natürlich Flexibilität und offenen Unterricht. Es ermöglicht aber den Kindern und Lehrer:innen gemeinsame Erlebnisse und Erfahrungen im Umgang miteinander.

Bedenken und Befürchtungen

Wenn eine neue Sonderschule für den Bezirk Perg errichtet wird, sehen wir die Gefahr, dass alle zur Verfügung stehenden Gelder in dieses teure Projekt fließen, auch die Gemeinden zahlen hier mit. Diese Mittel stehen dann für die inklusive Betreuung der betroffenen Schüler:innen mit besonderen Bedürfnissen vor Ort nicht mehr zur Verfügung (Ausstattung der Räumlichkeiten, besondere Unterrichtsmittel, Assistenzpersonal usw.)

Aus unserer Sicht muss der inklusive Unterricht in den Heimatgemeinden priorisiert werden und die Schulen finanziell und personell so ausgestattet sein, dass diese wohnortnahe Inklusion besser als bisher umgesetzt werden kann. Sonst ist die zugesichtere Wahlfreiheit eine Farce.

Matthias Steinkogler
Matthias Steinkogler

Gemeinderat

Mitglied im Prüfungsausschuss

[email protected]
Agnes Roher
Agnes Roher

Ersatzgemeinderätin

Mitglied im Bezirksvorstand

[email protected]
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