Man sieht es der Kleidung nicht an!
Interview mit Birgit Puritscher
Birgit Puritscher ist Physiotherapeutin in Dietach, verheiratet und Mama von drei Töchtern. Mit ihrer Familie wohnt sie in einem liebevoll sanierten Haus am Stadtrand. Alle Fünf sind in unserer Pfarre fest verankert. Birgit singt mit ihrem Mann im Chor Cantare und jeder, der sie kennt, weiß: Mode ist eine ihrer Leidenschaften. Im Interview erzählt sie uns, wo sie ihre besonderen Kleidungsstücke herbekommt und was sie anders macht als die meisten von uns.
Liebe Birgit! Wer dich kennt, staunt oft über deine besondere Kleidung. Wo kaufst du dein Gewand?
Ich kaufe alle meine Sachen auf Flohmärkten oder in Secondhandläden. 2018 habe ich das letzte Stück in einem regulären Geschäft gekauft.
Welche Flohmärkte bzw. Läden gibt es in unserer Umgebung, wo es so tolle Kleidung gibt?
In Steyr gibt es große Flohmärkte von den Lions oder der Pfarre Tabor. Hier bekommt man alles. Taschen, Gewand, Schmuck, Geschirr, Blumenübertöpfe, … Wichtig ist, dass man sich Zeit nimmt.
Zusätzlich bin ich gerne auf Tauschmärkten. Beim RÖDA gibt es mittlerweile zwei im Jahr. Das Prinzip ist oft das Gleiche. 10 eigene Stücke müssen abgegeben werden, 10 „neue“ Stücke kann man sich mitnehmen. Jede hat Gewandstücke im Kasten, die nicht mehr getragen werden. Die tausche ich gerne gegen andere, vielleicht interessantere Kleidungsstücke aus.
Welche Secondhandläden empfiehlst du?
In Steyr gibt es den Volkshilfeladen auf der Ennsleite. Dieser Laden ist besonders übersichtig und mit guter, gewaschener Ware bestückt. Hier habe ich zum Beispiel eine Radhose gekauft mit sehr hoher Qualität.
Wo kaufst du deine Schuhe, oder was tust du, wenn dir ein Kleidungsstück nicht ganz passt?
Schuhe bestelle ich grundsätzlich auf Willhaben. Die Auswahl ist sehr groß. Wenn die Schuhe nicht ganz passen, gebe ich sie im Volkshilfeladen wieder ab. Und das Gewand, das nicht ganz passt oder fehlerhaft ist, nähe ich mir um.
Ein Gewandstück ganz selber nähen tu ich nicht mehr. Das zahlt sich finanziell einfach nicht aus. Die Stoffe sind sehr teuer und müssen extra produziert werden. Ich nähe mir gerne die bereits getragenen Sachen um.
Apropos Geld. Du wirst dir bestimmt viel Geld sparen, oder?
Wer aufs Geld schauen will, erspart sich hier auf alle Fälle viel.
Letztes Mal habe ich mit meiner Tochter beim Flohmarkt zugeschlagen. Zum Gewand haben wir noch einen schönen, großen Blumenübertopf gefunden. Insgesamt haben wir 40€ bezahlt. Das kostet in einem Geschäft oft ein einziges Kleidungsstück.
Willhaben ist riesig und kennt mittlerweile jeder. Was ist für dich der große Vorteil dieser Plattform?
Man kommt mit fremden Menschen in ihrem ganz persönlichen Umfeld in Kontakt. Ich habe bei einem Mann Schischuhe gekauft. Es war eine freundliche Begegnung. Einige Zeit später schaute ich nach einer Uhr für meine Tochter und wurde fündig. Die Adresse kam mir bekannt vor. Beim Abholen der Uhr mussten wir lachen und ich sagte ihm, dass ich seine schweren Schuhe noch immer fahre.
Was war eigentlich deine Motivation 2018 dein Konsumverhalten so zu ändern?
Ich dachte mir, ich tu schon so viel für die Umwelt. Wir fliegen seit 22 Jahren nicht mehr, fahren sehr viel mit dem Fahrrad, achten auf regionale Ernährung und kaufen auch unsere Möbel und vieles andere gebraucht. Das Gewand ist mir sehr wichtig und mir war klar, dass ich mir nicht immer etwas Neues kaufen kann. Und so änderte ich auch diesen Bereich in meinem Leben.
Wenn man an Flohmarktgewand denkt, kommen einem eher nicht Kleidungsstücke, so wie du sie trägst, in den Sinn. Hat sich da auf den Märkten etwas verändert?
Ich hatte eine Verwandte, die trug nur Gewand vom Flohmarkt. Das hat man gleich gesehen. Heute ist das anders. Modische, ja fast neuwertige Kleidung findet man sehr gut gebraucht. Man sieht es dem Gewand nicht an, dass es bereits getragen wurde.