Skip to main content
06.11.2023 Allgemein

In­ter­view Eva Hackl

Eva Hackl

Eva, Du bist in Steyr in die Schule gegangen, hast dann an der TU in Wien studiert, bist dann wieder zurück nach Steyr und hast dann Deinen ersten Job bei der ASFINAG in OÖ angetreten. Was hast Du da eigentlich gemacht?

Ich war im Projektteam für das große Bauprojekt der S10, der Mühlviertler Schnellstraße, da habe ich 2 von 4 Bauabschnitten betreut. Das ging von der Vergabe der Bauaufträge, bis zur Betreuung der Anrainer*innen.  Es war für die ASFINAG das erste Großbauprojekt das nach der  UVP-Gesetzesnovelle umgesetzt wurde. Wir mussten daher mit den Baufirmen gemeinsam erst ein neues Bewusstsein entwickeln, dass Umweltschutz bei großen Infrastrukturprojekten keine Nebensache ist, sondern essentieller Bestandteil einer erfolgreichen Projektabwicklung.

Das heißt, Du hast Dich immer schon mit ökologischen Fragen beschäftigt?

Unter anderem. Zumindest hat der Zusammenhang von Infrastrukturbau und Ökologie immer eine Rolle gespielt. Es ist wichtig zu verstehen, dass Bauen und ökologische Verantwortung kein Widerspruch sein müssen.

Du warst zweieinhalb Jahre in diesem S10 Bauprojekt engagiert, was kam dann?

Nach diesen zweieinhalb Jahren habe ich mich ein bisschen umgeschaut und mitbekommen, dass die ASFINAG eine Stelle in Brüssel ausgeschrieben hat, und da hab ich mich beworben, um ein bisschen in die weite Welt hinauszukommen. Das hat erstaunlicherweise gleich geklappt und ich bin dann 2 Jahre lang jede 2. Woche nach Brüssel gependelt. Dazwischen war ich in Wien bei der ASFINAG und an den Wochenenden wieder in Steyr. Brüssel war extrem spannend, doch dann ist mein Sohn auf die Welt gekommen. Ich war ein Jahr in Karenz und bin dann wieder zurück in den Job nach Wien und hab mich dort in der Strategieabteilung mit Innovationsmanagement auseinandergesetzt,  dann den Konzernstrategieprozess geleitet und letztlich einen Fachbereich für Digitalisierung und Nachhaltigkeit im Baubereich der ASFINAG aufgebaut.

Du hast dich dann, als Quereinsteigerin, für das Regionalmanagement der ÖBB in Oberösterreich beworben und Du bist die erste Frau, die diesen Job auch tatsächlich bekommen hat. Was ist dort konkret Dein Aufgabenbereich?

Ich kümmere mich um alle ÖBB Züge, die in OÖ unterwegs sind und Personen befördern, außer dem Railjet, also alle S-Bahnen, alle Regionalzüge etc. In erster Linie organisiere und koordiniere ich mein Team, das sind 25 Leute, dann kommen noch 150 Zugbegleiter*innen dazu, die mir unterstellt sind. Alles weitere sind Dienstleister*innen, die wir dann aus der Managementebene heraus steuern. Vor allem müssen wir schauen, dass der Fahrplan steht. Den stimmen wir ab mit unseren Bestellern, das sind das Land OÖ, aber auch der Bund, die uns finanzieren. Der Fernverkehr – ein eigener Bereich im Personenverkehr – gibt die großen Linien vor und wir optimieren den Nahverkehr so, dass die Leute gute Anschlüsse dazu haben und auch generell ein attraktives regionales Angebot vorfinden. Wichtig ist es immer, dass die Leute wissen, dass sie mit uns sicher und verlässlich zu Ihren Zielen und auch wieder nach Hause kommen.

Was ist momentan die größte Herausforderung, die sich Dir stellt?

Das ist im Moment der Generationenwechsel und die Personalknappheit. Es wird immer schwieriger, gutes Personal zu finden und dieses auch zu halten. Die ÖBB kommt ja aus einer Zeit mit Beamt*innenverträgen und da müssen wir uns jetzt damit auseinandersetzen, dass die Leute nicht mehr 40 Jahre – wie es üblich war – bleiben, sondern schon, unter Umständen, nach 3 Jahren wieder gehen.

Wie schätzt Du eigentlich die Entwicklung des Bahnverkehrs insgesamt ein?

Wir haben derzeit im öffentlichen Verkehr, nicht zuletzt durch die Einführung des Klimatickets, einen ungeheuren Rückenwind. Dass es immer mehr Fahrgäste gibt, ist toll, stellt uns aber auch vor große, nie da gewesene Herausforderungen, z.B. überfüllte Züge usw… Da sind wir wirklich in einem Lernprozess und werden tagtäglich besser. Wenn man bedenkt, dass die ÖBB in den nächsten Jahren 4,7 Mrd. Euro in die Anschaffung neuer Züge investiert, kann man aber  beruhigt in die Zukunft schauen.

Um auf die Region zurückzukommen, Stichwort Ennstalstrecke, was fällt Dir dazu ein?

Da bin ich gespalten. Einerseits ist das Ennstal bis Garsten super angebunden. Mit einem Halbstundentakt in der Hauptverkehrszeit brauchen wir uns wirklich nicht zu verstecken. Andererseits wissen wir, dass das hintere Ennstal mit dem 2-Stundentakt ein wenig „außen vor“ ist, diese Kritik müssen wir uns gefallen lassen. Das ist auch eine Frage Marktfrage und Prioritätensetzung von der Politik her. Es ist halt eine Tatsache, dass das Ennstal dünn besiedelt ist, aber wir sind gerade in den Bereichen mit 2-Stunden Takten dabei, Verbesserungen einzuleiten.

Gibt es eigentlich von der ÖBB her Überlegungen, wie man mit dem oft neuralgischen Punkt umgehen könnte, wie komme ich von zuhause zum Bahnhof und umgekehrt? Wie schaut es damit im Raum Steyr/Garsten aus?

Natürlich gibt es da Überlegungen und auch Angebote, die wir gemeinsam mit Gemeinden entwickeln. Das nennt sich bei uns ÖBB 360, da existieren schon tolle Pilotprojekte, vom Bike-Sharing, über Shuttle-Systeme in Tourismusgebieten, bis zu den Anruf-Sammeltaxis, die der Postbus anbietet und die auch ganz gut angenommen werden. Im Raum Steyr/Garsten gibt es da noch nichts Konkretes

Wie schaut es mit den Plänen für die Zukunft, die Region Steyr betreffend, aus? Gibt es überhaupt welche? Wenn ja, wie schauen die aus?

Wir sind als Bahn ja  nur ein Teil der ganzen Mobilitätskette. Wir können als Rückgrat mit einem attraktiven Takt  sicher einiges bewegen und an Gesamtlösungen mitarbeiten, aber letztlich kommt es auf jede einzelne Gemeinde an, die entlang der Bahnstrecke ist, die sich dafür einsetzt und mittut. Ein schönes Beispiel ist da z.B  die, aus der Region heraus entstandene, Initiative Rad-Bahn-Fluss, die u.a. mit dem „Radlsonntag“ Bewusstsein für ein klimafreundlicheres Mobilitätsverhalten schafft. Wir sind als ÖBB  ganz stark auf solche Initiativen, von denen es in OÖ viele gibt, angewiesen und wir tragen gern unseren Teil dazu bei und unterstützen bei der Umsetzung von Ideen.

Und Du selbst bist natürlich leidenschaftliche Bahnfahrerin?

Absolut! Ich fahre täglich! Wenn man sich einmal mit dem Bahnvirus infiziert hat  und erkannt hat, welche Vorteile es bringt, ist Autofahren in erster Linie nur noch Stress und unproduktive Zeit.

Du wohnst ja ganz knapp vor der Gemeindegrenze zu Steyr, welche Beziehung hast Du eigentlich zu Garsten?

Jetzt schon eine größere. Aus Gewohnheit sind wir immer noch öfter in Steyr unterwegs als im  Garstner Zentrum . Aber mein Sohn ist jetzt im Fußballverein und über den Sport, natürlich auch über die Schule und den Kindergarten, sind wir jetzt schon ganz gut ins Garstner Umfeld integriert.

Letzte Frage: Was würdest Du Dir von bzw. für Garsten wünschen?

Vor allem eine bessere Radwegverbindung zum Garstner Bahnhof. Gerade der Sarningberg ist ein Bereich, der mich schon als Erwachsene unrund macht und mein Kind würde ich dort überhaupt nicht alleine fahren lassen, das ist einfach zu gefährlich. Und das ist schade, weil vieles in Garsten und  Steyr super mit dem Fahrrad zu erreichen und gut zu erkunden wäre. Des Weiteren würde ich mir größere Räume und auch Freiräume für die Nachmittagsbetreuung der Kinder in der Volksschule wünschen. Sie bräuchten gerade am Nachmittag mehr Platz zum Austoben. Ansonsten ist die Gemeinde ja gar nicht so schlecht aufgestellt, und auch als Naherholungsgebiet sehr vielseitig, wenn ich z.B. an Dambach oder Mühlbach denke. Und zum Schluss noch etwas in beruflicher Sache: Es gibt so viele Menschen in der Region, die sehr selten oder gar nie mit dem Zug fahren und ich würde mir wünschen, dass diese Leute – trotz aller Autoverliebtheit, die in der Region Steyr ja ziemlich groß ist – einmal eine Reise mit der Bahn wagen und so den Zug als wirkliche Alternative zum Auto erleben können.

Zur Person Dipl.Ing. Eva Hackl

Jahrgang 1984, aufgewachsen in Steyr, verheiratet, 1 Sohn (8)                                                                                                                                                        VS Berggasse, Steyr; Matura am BRG Steyr,

Studium der Raumplanung und Raumordnung an der TU Wien danach

11 Jahre in verschiedenen u.a. leitenden Funktionen in der ASFINAG (Autobahnen und Schnellstraßen Finanzierungs AG) in Wien und Ansfelden                                                                                                                               Seit 2021 Regionalmanagerin für OÖ der ÖBB Personenverkehrs AG in Linz

1
2
3
4
5
6
7
8