Ein Tag ohne Frauen
Dies war der Filmtitel der diesjährigen Katsdorfer Frauenfilmnacht, die wir traditionell anlässlich des Weltfrauentages Anfang März veranstalteten.
Es wurde ein Abend mit sehr, sehr vielen Frauen! Das Fassungsvermögen des Kinosaals wurde fast gesprengt.
Was, wenn jede Frau nicht nur einen Abend, sondern einen ganzen Tag frei nehmen würde …
frei nicht nur von der Berufsarbeit, sondern auch von jeglicher Hausarbeit, Kinderbetreuung, Pflege …
Was, wenn sich die Frauen an dem Tag versammeln würden,
um miteinander über ihre Bedürfnisse zu diskutieren,
um für gleiche Wahlmöglichkeiten und gleiche Bezahlung zu protestieren,
um zu singen, zu tanzen, die Gemeinschaft und das bereits Erreichte zu feiern…
Genau das haben am 24. Oktober 1975, also vor bereits 50 Jahren, 90 Prozent aller Frauen in Island gemacht – sie streikten einen Tag lang.
Damit brachten sie ihr Land zum Stillstand, ihre Männer mussten notgedrungen alle lebenswichtigen Aufgaben kurzfristig übernehmen.
Die kollektive Kraft dieser Frauen machte Island in weiterer Folge jedoch „zum besten Ort der Welt, um eine Frau zu sein“.
Viele Frauenrechte, für die vorher mühsam und jahrelang gekämpft wurde, traten innerhalb kurzer Zeit in Kraft.
Der dokumentarische Film zeigt durch Interviews mit damals aktiv beteiligten Frauen, mit deren heute erwachsenen Kindern sowie durch spielerische Animationen, wie anregend es sein kann, das Mögliche neu zu denken.
Anschließend an den Film diskutierten am Podium drei Vertreterinnen aus dem Sozialbereich über aktuelle Problemfelder in ihrem Berufsalltag, moderiert durch Dagmar Engl.
Nicole Keplinger-Sitz
(Mitarbeiterin einer Familienberatungsstelle in Linz) findet es traurig und bestürzend, dass Frauen oft solidarisch sind, Männer jedoch eher gegenteilig agieren, bes. in der internationalen Politik.
Ihr beruflicher Schwerpunkt ist häufig der Kampf um Geld für Sozialfälle, ein Kampf gegen die Bürokratie. Der Bedarf an Plätzen in Mutter-Kind – Heimen (barrierefrei, geeignet für Kinder mit Behinderungen) ist groß.
Oft stehen Frauen mit Kindern vor der Delogierung, weil sie ohne Sozialhilfe die Miete nicht mehr zahlen können. Im Vorfeld wären Miethilfen hilfreich, um teure Unterbringungen in Heimen zu vermeiden (Prävention ist billiger und sinnvoller).
Karin Raab
(Geschäftsführerin im Frauenhaus Linz) begrüßt das aktuelle Statement der neuen Frauenministerin Eva Holzleitner „Ich bin Feministin“, weil das ja nicht bedeute, gegen Männer zu sein, sondern für gleiche Chancen im Leben zu kämpfen. Das wirtschaftliche Risiko müsse gleichmäßig verteilt sein. Öffentliche Demos wie am Frauentag in Linz machen Freude und gäben ihr Kraft.Im Frauenhaus finden Frauen (und ihre Kinder) Zuflucht und Schutz, die meist von jahrelanger Gewalt betroffen sind. Die Auslastung ist in den bald auch Frauenhäusern in OÖ hoch.
Elisabeth Glawitsch
(Frauenberatung Perg, Aktion „StoP“) betont die Wichtigkeit von Solidarität, Zusammenhalten und Aufeinander schauen. Unsere Gesellschaft ist sehr individualisiert, jede kämpft für sich. Das macht solidarisches Handeln viel schwieriger als z.B. im Island von 1975.
StoP – Stadtteile ohne Partnergewalt
ist ein Nachbarschaftsprojekt, das Zivilcourage fördert. Die Menschen sollen ermutigt werden, nicht wegzuschauen, wenn sie in ihrem Umfeld körperliche oder psychische Gewalt wahrnehmen, sondern Hilfe zu holen.
Motto: „Was sagen, was tun!“
Durch die Arbeit mit Jugendlichen in Schulen wird präventiv gearbeitet, z.B. auch über Burschenarbeit und die Aufklärung über die Rechte und Pflichten.
Beratungsstellen und Netzwerke sind nötig – jede dritte Frau ist in Österreich mit Gewalt (körperlich, psychisch, sexualisiert) konfrontiert. Die finanziellen Mittel dafür sind oft sehr knapp.
Zusammenfassend betonten alle drei Diskutantinnen die Wichtigkeit von Zivilcourage, Hinschauen, Haltung zeigen, Hilfe anbieten, solidarisch sein. Das schweißt Frauen zusammen- unabhängig von Alter, sozialem Hintergrund, politischer Gesinnung, Herkunft und Sprache. Das funktioniert gut, wenn sich Frauen in Gruppen kennenlernen und austauschen.
Dagmar Engl: „Frauen zu wählen, macht die Welt besser!“
P.S.: Die freiwilligen Spenden der Kinobesucherinnen wurden verdoppelt und an die Frauenberatung Perg sowie den Verein Miteinander übergeben.