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05.11.2023 Allgemein

Die Weg­mayr-Eiche schei­det die Geis­ter

Wegmayr-Eiche

BRUDER BAUM

Abgase in der Lunge, Pestizide auf der Haut, Wurzeln unter Druck. Die Krone verstümmelt, Sonnenbrand am Stamm. Die Felder werden größer, die Pflüge länger. „Der Spiegel des Mähdreschers ist teuer!“ Noch steht er da. - Wer sonst rettet uns vor der Heißzeit?

Ungefähr zwei Jahrhunderte steht die „Wemer-Eiche“ am Weg von Grieskirchen nach Michaelnbach (heute L525). Als Solitärbaum bei der Ortseinfahrt Tollet ist sie landschaftsprägend. Nun denkt man daran, sie zu fällen.

Als diese Absicht öffentlich wurde, kontaktierten mich besorgte Bürger aus vier Gemeinden.

Daraufhin verlangten wir Grüne am 30.8. in einem Tagesordnungspunkt, dass die Gemeinde sich für die  Erhaltung der Eiche einsetzen soll. Unser Antrag wurde in der Gemeinderatssitzung am 14.9. von der Opposition (6 Stimmen) angenommen, die ÖVP (7 Stimmen) enthielt sich geschlossen, was einer Gegenstimme gleichkommt. Blau, Grün und Rot waren sich noch nie so einig gewesen wie bei der Abstimmung um die Erhaltung der Eiche. Die Bürgermeisterin wollte, dass die Eiche wegkommt. Der Baum steht auf öffentlichem Raum, gehört aber nicht der Gemeinde Tollet sondern dem Land.

Aus dem Protokoll zur Baumbefundung vom 6.9.2023 ist jedoch nichts von einer Fällung zu entnehmen. Es steht darin lediglich, dass die Rinde am Stamm bis ca. 2m Höhe und 2,9m Breite infolge eines Anfahrunfalls verletzt ist. Als Baumpflege sollen im Winter oder Frühjahr 2024 Totholz und lose Rindenteile soweit nötig entfernt werden.

 

Bäume zählen zu den ältesten Lebewesen auf der Erde

Stieleichen (Quercus robur) erreichen ein Alter von 500 bis 800 Jahren und eine Höhe von 30 bis 50 m. In Bierbaum in der Oststeiermark steht eine Eiche, die 1000 Jahre alt ist. Sie hat einen Umfang von 7 m und ist als Naturdenkmal geschützt.

Die Wegmayr-Eiche wird auf 200 Jahre geschätzt und hat einen Umfang von 5,20 m, in Brusthöhe gemessen. Ihr Leben begann aus einer Eichel, als Kaiser Franz Josef Österreich regierte. Damals bewegte man sich mit Ochsenkarren, Pferdekutschen, reitend oder zu Fuß durch das Land. Wirklich gefährlich für Bäume wurde es nachdem das Auto erfunden war, der Privatverkehr dichter und schneller wurde, was immer mehr und breitere Straßen zur Folge hat.

Der Wemer-Eiche wurde vor 10 Jahren nach starkem Druck wegen ihres schlechten Zustands der Naturschutz aberkannt. An einer Seite waren ihr mehrere Äste abgestorben weil man ihre Wurzeln bei der Sanierung der Landesstraße beschädigt hatte, ohne zuvor Rücksprache mit dem Zuständigen für Naturdenkmäler zu halten. Sicher machte dem Baum auch die Bodenverdichtung und -versiegelung zu schaffen und infolge dessen der geringe Standraum.

Hätten nicht die Grünen 2012 einen Baumpfleger gebeten, den Baum zu beurteilen, wäre sie schon damals beseitigt worden. Doch beherzte Anrainer und Baumschützer erreichten, dass nur tote Äste entfernt wurden. Seither hat sich die Eiche erstaunlich gut erholt.

Alleine die Vorstellung, was dieser Baum alles überdauert hat, fordert Respekt und Einsatz!

 

Baumschutz

Derzeit tragen in Tollet nur mehr die zwei Rosskastanienbäume bei der Statue des Hl. Johannes v. Nepomuk das Naturdenkmal-Taferl. Die Linde bei der Ulrichskirche war umgefallen und wurde nachgepflanzt. Doch um alle Funktionen des alten Baumes zu ersetzen bräuchte es etwa 500 Jungbäume.

Das Land kümmert sich um ca. 500 Naturdenkmäler. Aus Einsparungsgründen werden keine weiteren in das Register aufgenommen.

Ein Baumschutzgesetz gibt es noch nicht, bloß einen Baumkataster (Nummertaferl am Stamm). Damit weiß die Gemeinde zumindest, welche Bäume sie wo hat und pflegen soll. Es liegt also an jedem Grundbesitzer, wieviele Bäume gepflanzt werden und wieviel er zur Klimarettung beitragen will, wenn sich schon die Gemeinde nicht zu Baum- und Heckenpflanzungen bewegen lässt.

 

Buchempfehlung: „Bäume und Sträucher Österreichs“ Universitätsprofessor Dr. Franz Wolkinger,

Graz, Styria-Medienservice, ISBN: 9783701200153

"Wer heute einen Baum pflanzt, wissend dass er nicht in seinem Schatten sitzen wird, hat den Sinn des Lebens verstanden.  "
Alte Weisheit
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