Die Trattnach – in einem guten ökologischen Zustand?
Auf diese Frage gab mir ein Fischer folgende Antwort:
„Vor 10 Jahren lebte 10mal mehr natürliche Fischmenge in der Trattnach.
2007 hatte ich 15 verschiedene Fischarten in meinem Abschnitt, heute etwa ein Drittel davon.“ Von der Renaturierung der Trattnach in Stein aufwärts verhindern Gefällstufen, dass Äsche und Forellen in die kühleren Laichgewässer im Oberlauf gelangen können. Der Näsling kann schon eine kleine Wehr, wie die bei der Schauerbrücke in Niedertrattnach, nicht überwinden.
EU-Wasserrahmenrichtlinie 2000
Während die Durchgängigkeit der Gewässer relativ leicht zu erreichen wäre, bringt sie doch nicht die notwendige Lebensraumverbesserung, solange die Verbindung eines Flusses zu seinem Umland fehlt. – Unsere Gewässer schwellen bei Starkregen gefährlich schnell an. Im Gegenzug sinkt bei Trockenheit der Wasserstand rapide, weil der Nachschub aus Auen und Feuchtwiesen fehlt.
Versiegelungsprojekt Unterstetten: Wasserrechtsverfahren im Nachhinein geteilt
Nach zwei Verhandlungstagen hat man das Wasserrechtsverfahren zum Projekt „Gehsteig Unterstetten“ in zwei Abschnitte „gesplittet“. Im Herbst 2024 darauf begann man mit der Umsetzung von Teil 1: Vom höchsten Punkt der Landesstraße 528 werden die Dach- und Oberflächenwässer der Hauszufahrten von den oberliegenden Häusern und dem neuen Gehsteig in ein Retentionsbecken abgeleitet. Dieses ist südlich der Landesstraßenbrücke an der Gemeindegrenze zu Taufkirchen geplant. Dort, wo das Grundwasser schon in ca. 1,6m Tiefe beginnt. Der Haken dabei ist, dass das neue Becken im Hochwasserabflussbereich des Trattbaches vorgesehen ist. Laut Technischem Bericht von Machowetz wird das RHB bei Hochwasser des Trattbaches breitflächig überströmt. D. h. dass es bei Hochwasserereignissen wie 1997 und 2002 unwirksam wird und die Wässer von Dächern und asphaltierten Hauszufahrten die Gefahr weiter verschärfen.
Für den „Gehsteig Teil 2“, vom höchsten Punkt der L528 in Richtung Zentrum Unterstetten, sollen die zusätzlich anfallenden Wässer in das bestehende Dachwasserbecken südlich des Feuerwehrhauses Unterstetten eingeleitet werden. In nur einer Minute wird es über Rohre DN500 unten in der Ebene ankommen, wo der Unterstettner Bach nach Starkregen immer wieder Vermurung und Hochwasser verursacht.
Die Natur lebt uns etwas anderes vor als die Wasserbautechnik, nämlich
- Regenwasser bremsen, nicht geradlinig ableiten,
- (in der Fläche) zurückhalten
- und filtern.
Bei dem schlechten Zustand, in dem sich unsere regulierten Gewässer befinden, genügt es nicht mehr, da und dort zu reparieren, nach weiteren schweren Eingriffen in den Wasserhaushalt. Es braucht längst ein ökologisches Gesamtkonzept, welches über ein jeweils kleines Gewässerdetail hinausreicht. Und einen regenerativen Umgang mit dem Gewässernetz, sonst rinnt unsere Landschaft aus. Denn das Ganze ist bekanntlich mehr als die Summe seiner Teile.