Die Dunke Seite der Mode
Mode ist Ausdruck von Individualität und Lebensstil. Doch hinter der glänzenden Fassade der Modewelt verbirgt sich eine Industrie, die zu den umweltschädlichsten und sozial problematischsten Branchen der Welt zählt.
Die globale Textilindustrie steht seit Jahren in der Kritik – wegen ausbeuterischer Arbeitsbedingungen, massiver Umweltbelastungen und eines verschwenderischen Konsumverhaltens, das von „Fast Fashion“ angetrieben wird.
Ausbeutung und schlechte Arbeitsbedingungen
Ein Großteil der weltweit produzierten Kleidung stammt aus Ländern des globalen Südens – etwa aus Bangladesch, Indien, Vietnam oder Kambodscha. Dort nähen Millionen Menschen, vor allem Frauen, in Fabriken für internationale Marken. Die Löhne liegen häufig weit unter dem Existenzminimum, Arbeitszeiten von zwölf Stunden am Tag sind keine
Seltenheit und Arbeitsschutzmaßnahmen werden oft ignoriert. Tragische Ereignisse wie der Einsturz des Rana-Plaza-Gebäudes in Bangladesch im Jahr 2013, bei dem über 1.100 Menschen starben, machten die Missstände weltweit sichtbar. Dennoch hat sich seitdem nur wenig grundlegend verändert.
Umweltbelastung durch Produktion und Konsum
Für den Anbau von Baumwolle werden enorme Mengen an Wasser und Pestiziden benötigt – allein für ein T-Shirt bis zu 2.700 Liter Wasser. Chemikalien aus Färbe- und Bleichprozessen gelangen häufig ungefiltert in Flüsse und Böden. Darüber hinaus trägt die Herstellung synthetischer Fasern wie Polyester zur globalen Plastikverschmutzung bei, da beim Waschen Mikroplastikpartikel freigesetzt werden. Schätzungen zufolge ist die Modebranche für rund zehn Prozent der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich – mehr als internationale Flüge und Schifffahrt zusammen. Und Kunststoffkleidung ist nicht recyclebar: Fast Fashion macht Kleidung zu Plastik-Wegwerfartikeln.
Fast Fashion und Wegwerfmentalität
Ein weiteres Kernproblem ist das Konsumverhalten in den Industrieländern. Marken wie Zara, H&M oder Shein bringen wöchentlich neue Kollektionen auf den Markt und fördern damit einen extrem schnellen Modezyklus. Kleidung wird billig produziert, kurz getragen und schnell entsorgt – oft nach nur wenigen Einsätzen. Die Folge: Milliarden Tonnen Textilabfälle landen jährlich auf Müllhalden oder werden in ärmere Länder exportiert, wo sie lokale Märkte und Ökosysteme belasten.
ULTRA Fast Fashion
Billigmode der chinesischen Online-Plattformen Temu und Shein gefährdet Gesundheit und Umwelt. Das zeigt ein aktueller Test der Arbeiterkammer Oberösterreich gemeinsam mit GLOBAL 2000. Von 20 untersuchten Kleidungsstücken der Anbieter Temu und Shein wurden sieben als nicht verkehrsfähig eingestuft – sie dürften in der EU nicht verkauft werden. Die Grenzwerte wurden teils tausendfach überschritten. Das ist nicht nur schlecht für die Umwelt, sondern auch Gift für die Trägerin, die diese Kleidungsstücke auf ihrer Haut trägt.
Wege zu einer nachhaltigeren Mode
Doch es gibt auch positive Entwicklungen. Immer mehr Menschen hinterfragen ihr Konsumverhalten, Secondhand-Plattformen und Kleidertauschinitiativen boomen. Unternehmen setzen auf nachhaltige Materialien, Recycling und faire Löhne. Labels mit transparenten Lieferketten und Zertifizierungen wie GOTS oder Fair Wear Foundation gewinnen an Bedeutung. Nähinitiativen werden gegründet, wo alter Kleidung neues Leben eingehaucht wird. Dennoch bleibt der Wandel langsam – solange Massenkonsum und Billigpreise die Branche dominieren.