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16.04.2024 Allgemein

Bye-bye As­phalt!

Aufreißen statt zubetonieren

Hitzetage nennt man Tage, an denen die Tageshöchsttemperatur 30 °C erreicht oder übersteigt. Unterhalb von 500 Metern Seehöhe gab es im Jahr 2023 in Österreich im Flächenmittel 25 dieser Hitzetage. Das sind 50 Prozent mehr als in einem durchschnittlichen Sommer der jüngeren Vergangenheit (Klimamittel 1991-2020) und eine Verdreifachung zum Durchschnittswert von 1961-1990. Sollten die Klimaschutzziele nicht erreicht werden, drohen bis zum Ende dieses Jahrhunderts bis zu mehr als 50 Hitzetage pro Jahr. Schon aufgrund der derzeitigen Erderwärmung werden die Sommer in unserer Region bis zum Jahr 2100 um 4,5 Grad wärmer.

Diese Veränderungen haben spürbare Auswirkungen auf unser Leben, insbesondere in den Innenstädten und Ortszentren. Um diesen Herausforderungen zu begegnen, gewinnt das Thema  „Bodenentsiegelung“ immer mehr an Bedeutung.

Durch die Umwandlung von versiegelten Flächen in Grünflächen oder durch die Integration von durchlässigen Belägen kann die Hitze in den Ortszentren reduziert werden. Begrünte Flächen absorbieren weniger Wärme als asphaltierte oder betonierte Flächen, was zu einer Abkühlung der Umgebung führt. Dies trägt nicht nur zur Verbesserung des Ortsklimas bei, sondern auch zur Steigerung der Lebensqualität der Bewohner:innen in diesen Bereichen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Bodenentsiegelung ist die Versickerung von Regenwasser. Während das Wasser oberflächlich abfließt und manchmal zu Überflutungen führt, kann es wieder in den Boden gelangen und dort versickern. Dies hilft nicht nur bei der nachhaltigen Bewässerung von Grünflächen, sondern entlastet auch die Kanalisation, reduziert das Risiko von Überschwemmungen und führt dem gefährdeten Grundwasser „frisches“ Wasser zu. Natürlich fördert Entsiegelung auch die Biodiversität im bebauten Gebiet und bietet Lebensraum für Kleinlebewesen und Insekten, die ihrerseits wieder als Nahrung für die bedrohte Vogelwelt dienen.

Insgesamt ist die Bodenentsiegelung ein entscheidender Schritt, um die Gemeinden an den Klimawandel anzupassen und ihre Resilienz gegenüber der zunehmenden Hitze und Starkregenereignissen zu stärken. Es ist wichtig, dass Städte und Gemeinden Maßnahmen zur Bodenentsiegelung ergreifen, um eine nachhaltige und klimafreundliche Entwicklung zu fördern.

So weit die Theorie, was bedeutet das in der Praxis?

Es gibt verschiedene Formen von Entsiegelung: So kann z.B. Asphalt und Beton auf Spielflächen durch Kräuterrasen ersetzt werden, Schotterrasen oder bewachsene Rasengittersteine sind eine gute Alternative für Parkflächen.

Erste mutige Vorreiter finden wir in unserem Bezirk: Die Gemeinde Rohr hat gut 420 m2 Asphaltfläche vor der neusanierten Volksschule entfernt und die Parkplätze mit Rasengittersteinen versehen und zusätzliche Grünflächen und Grüninseln geschaffen.

Was kostet das?

Im angeführten Beispiel belaufen sich die Gesamtkosten auf ca. 121 Euro/m², wobei die entsprechende Landesförderung bereits berücksichtigt ist.
In Rohr wurden Rasengittersteine aus recyceltem Kunststoff verbaut, was eine zusätzliche, ökologische Entlastung darstellt und die Entschlossenheit zu einer regenerativen Bauweise unterstreicht.

Die Höhe der Landesförderung pro Quadratmeter entsiegelter Fläche beträgt pauschal 30 Euro, wobei die Förderungshöhe derzeit bei 75.000 Euro gedeckelt ist.

Was bietet sich in Sierning an?

Sierning kann eine beträchtliche Anzahl an typischen Asphalt- und Betonwüsten sein Eigen nennen – auch abseits der sinnlos versiegelten Riesenparkflächen der Supermärkte, auf die die Gemeinde jetzt keinen Einfluss mehr hat.
Aus unserer Sicht würden sich zwei benachbarte Parkflächen im Ortsgebiet für eine erste Entsiegelung anbieten:
1. „Parkplatz Schweizweg“ (#782/1), besser bekannt als der Freibadparkplatz, zwischen dem Schweizweg und der Bahnhofstraße mit einer Bruttofläche von 1806m², abzüglich ca.15% für Gehsteige und vorhandenem Grünbestand: 1530 m², die wir teilweise der Natur zurückgeben könnten!
  1. 2. „Parkplatz Lagerhausstraße“ (#778/1), zwischen der Bahnhofstraße und der Lagerhausstraße mit einer Bruttofläche von 1507m², abzüglich ca.15% für Gehsteige und vorhandenem Grünbestand: 1280 m², die wir teileweise der Natur zurückgeben könnten!

Welche Flächen hätten Sie gerne begrünt, liebe Sierningerinnen und Sierninger? Schreiben Sie uns Ihre Vorschläge an [email protected], unter allen Einsendungen verlosen wir ein indisches Essen für 2 Personen bei unserem Picknick am 5. Mai.

Bei neuen Projekten ist Sierning zum Glück schon auf dem richtigen Weg, so werden bei der Neugestaltung der Ruthnergasse endlich Parkplätze nicht mehr versiegelt. Aber wir brauchen mehr, wir brauchen Rückgewinnung von Flächen. Natürlich ist gerade in Zeiten angespannter Budgets nicht alles auf einmal möglich.
Wir wünschen uns daher eine Art „Entsiegelungsplan“ der Gemeinde, in dem festgelegt wird, welche Flächen wir wieder renaturieren möchten, hinterlegt mit einem Zeitplan.
Dafür werden wir uns in der Gemeindepolitik mit Nachdruck einsetzen.
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