Alttextilien: Rammerstorfer für "Welser Lösung"
Zur Diskussion um die Probleme mit dem Altkleidersammler Texaid meldet sich Abfallwirtschaftsreferent Thomas Rammerstorfer zu Wort.
Grundsätzlich habe sich der Textilienmarkt in den letzten Jahren drastisch verändert. Durch die Unterbrechung der Lieferketten in der Zeit der Pandemie seien die Preise für Textilien in die Höhe geschossen, das habe viele neue Anbieter auf den Plan gerufen. “Firmen zahlten Höchstpreise für Standplätze. Das Angebot von Texaid hat das der Volkshilfe um mehr als das 6-fache übertroffen. Hätten wir da trotzdem die Volkshilfe genommen, hätten wir gleich Selbstanzeige wegen Amtsmissbrauch machen können“, so Rammerstorfer, “wir können Aufträge nicht aus Sympathie vergeben, diese Zeiten sollten vorbei sein.” Zudem sei Texaid durchaus auch ein Betrieb mit sozioökonomischer Komponente, Mitbesitzer sind etwa das Rote Kreuz oder die sozialdemokratische Entwicklungshilfeorganisation “Solidar Suisse“.
Das Ende der Pandemie, das Aufkommen von Fast Fashion und anderer Vertriebswege für Second-Hand-Markenware (Onlinehandel) haben den Textilienmarkt “zusammengehauen” und viele Sammler ins Trudeln gebracht: “Wir waren zum richtigen Zeitpunkt da mit der Neuausschreibung. Derzeit hat wahrscheinlich keine Kommune mehr Einnahmen damit wie Wels“, so Rammerstorfer, „diese fließen zweckgebunden ins Sozialbudget.“
Aus Sicht von Texaid sei es aber natürlich verständlich, dass sie aussteigen wollen. Denn mit einer Erholung des Marktes ist auch nicht zu rechnen, erst ein Verbot von Fast Fashion auf EU-Ebene würde die Preislage wieder verbessern.
Die Situation an sich sei jedoch nicht ungewöhnlich. Der Wertstoffmarkt unterliege permanenten Preisschwankungen: „Das Ausverhandeln, Kündigen und Neuverhandeln von Verträgen ist Alltag in der Abfallwirtschaft. Das sollte eigentlich jeder wissen, der ein bisschen Ahnung von der Branche hat“, so Rammerstorfer.
Für die Zeit nach dem Auslaufen des Vertrages mit Texaid gibt es Pläne und auch schon konkrete Gespräche. „In der derzeitigen Situation werden die Anbieter vermutlich nicht Schlange stehen“, darum favorisiert Rammerstorfer eine „Welser Lösung“ unter Einbindung der kommunalen Abfallwirtschaft und sozioökonomischer Betriebe, das wäre auch aus ökologischen Gesichtspunkten heraus die beste Lösung.