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12.08.2025 Allgemein

Ab­son­de­rung statt Mit­ein­be­zie­hung?

Kinder mit Beeinträchtigung sollen in einer neuen Sonderschule in Perg von den nichtbehinderten Kindern getrennt werden. In politischen Sonntagsreden wird viel von Integration und einer inklusiven Gesellschaft geschwärmt, in der Menschen mit besonderen Bedürfnissen gleichwertig am gesellschaftlichen Leben teilnehmen. Die politische Realität in Oberösterreich ist eine andere.

Kinder mit Beeinträchtigung besuchen im Bezirk entweder die Sonderschule Langenstein oder eine Sonderschulklasse in einer anderen Regelschule. Einzelne Kinder mit besonderem Betreuungsbedarf werden in Volks- oder Mittelschulklassen integrativ unterrichtet. Der Bedarf an Schulplätzen ist nicht ausreichend gegeben und Schulen sind zum Teil sanierungsbedürftig.
Die Konferenz der Bürgermeister*innen hat daher beschlossen, in Perg eine zentrale Großschule mit 18 Klassen für alle Kinder mit Beeinträchtigung des Bezirks errichten zu wollen. Dazu müssen alle Gemeinden einen Grundsatzbeschluss fassen, der im Gemeinderat im Juni durchgewunken werden sollte.

Mein Einwand, dass Kinder mit Behinderung so weder mit den Kindern ihres Ortes in Kontakt kommen noch nichtbehinderte Kinder den Umgang mit Beeinträchtigten kennenlernen, fand wenig Gehör. Mit den Stimmen der SPÖ und ÖVP beschloss Luftenberg die künftige Absonderung von Kindern mit Beeinträchtigung.

„Die geplante Neuerrichtung in Perg ist ein weiterer Rückschritt in der Inklusion.“, betont Ulrike Schwarz, Sprecherin der Grünen für Behinderungsfragen im oö Landtag. „Es fehlt natürlich die Inklusion vor Ort, wenn alle behinderten Kinder nach Perg gefahren werden.“ Schwarz betont, dass Österreich laut Prüfungen über die Erfüllung der UN-Behindertenrechtskonvention in Bildungsfragen weit vom Ziel entfernt ist. Es werde zwar die Wahlfreiheit „Sonderschule oder Integrationsklasse“ betont, Eltern erleben das oft aber ganz anders. Ein Großteil der Ressourcen konzentriert sich auf die Sonderschulen, was die Arbeit in Integrationsklassen erschwert.

Da Bürgermeister:innenkonferenz und Bildungsdirektion nun wild entschlossen sind, diese Zentralschule umzusetzen, bleibt darauf zu achten, dass die sonderpädagogische Kompetenz und die Ressourcen der Sonderschule auch ausreichend den anderen Schulen zur Verfügung gestellt werden, und für jedes einzelne Kind kompetent entschieden wird, welche Unterrichtsform individuell günstiger eingeschätzt wird.

Von einer inklusiven Gesellschaft im Bildungswesen kann weiter nur geträumt werden.

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