#1 - Regenerative Landwirtschaft
„Kümmere dich um den Boden und nicht (vorrangig) um die Pflanze!“
Schon diese Aussage der Biobäuerin Romana Stadler am Bauernhof „z‘Reitern“ hat uns aufhorchen lassen. Und der Besuch bei den Jungbauern Romana (28) und Stefan (33, gelernter Koch und Spross eines bekannten Linzer Gastronomen, landwirtschaftlicher Quereinsteiger im Vollerwerb) blieb bis zum Schluss spannend.
Auf dem Hof, der noch in der Vorgeneration als Stiermast-Betrieb geführt wurde, ist kein Stein auf dem anderen geblieben. Im wahrsten Sinne des Wortes. Der Wohnbereich der beiden im ersten Stock des Anwesens wird gerade umgebaut.
Aber noch spektakulärer ist, dass die beiden Biobauern ihren Betrieb (23 ha) mit aktuell 12 Kühen und 20 Kälbern (Mutterkuhhaltung) gerade auf Regenerative Landwirtschaft umstellen. Da diese Art von Landwirtschaft nicht exakt definiert ist und sehr viele Komponenten enthält (s. Kasten), ist das ein Prozess, den jeder Hof auf seine Weise anfangen kann.
Hier in Niederreitern ist das Kernstück beim Ackerbau die sogenannte Dammkultur, die ihren Ursprung in Spanien hat, wo sie aufgrund der Witterungsbedingungen (hohe Temperaturen verbunden mit Wasserknappheit) seit mehr als 3000 Jahren praktiziert wird.
Das Prinzip ist einfach und logisch zugleich: Die Felder werden nicht wie beim konventionellen Ackerbau umgeackert und eingeebnet. Es werden vielmehr mit einer sogenannten Hackmaschine kleine Dämme aufgeschüttet und zugleich das Saatgut (z.B. auch Getreide) in der lockereren und feinen Erde der Dammkrone ausgebracht. Die gröbere Erde in der Dammbasis bietet nicht nur Lebensraum für die Mikroorganismen, sondern auch Platz für die Wasserspeicherung. Genauso einleuchtend ist, dass Wind und Sonneneinstrahlung eine andere Wirkung auf die Pflanzen auf den Dämmen als auf einer ebenen Fläche haben. Da die Zwischenräume mit einer sog. Untersaat (z.B. Klee) aufgefüllt werden, geht durch Dammlandschaft auch kein wertvoller Boden verloren. Vielmehr wird dadurch das Prinzip einer durchgehenden Bepflanzung der Fläche nach der Ernte der „Hauptkultur“ gewahrt.
Dass diese Art von unkonventionellem Ackerbau mit Experimenten verbunden ist und man sich in einem permanenten Lernprozess befindet, räumen die beiden ein. Sie sind aber völlig überzeugt, dass der eingeschlagene Weg, nicht zuletzt in Anbetracht der spürbaren klimatischen Veränderungen, Zukunft hat. Man muss sich eben nur trauen und Veränderung zulassen.
„Es ist wie bei den Kühen auf der Weide; bewegen die sich nur entlang des Zaunes, fühlen sie sich eingesperrt und in ihren Möglichkeiten beschränkt, die Mitte der Weide vermittelt hingegen eine andere Perspektive“, bestärkt Romana ihre Entscheidung zur Veränderung.
Die Haupteinnahmen am Hof erwirtschaftet man derzeit mit der Direktvermarktung von Bio-Rindfleisch. Für Investitionen bekommen die Jungbauern zudem EU-Fördergelder.
Nach dem abschließenden Rundgang am Hof inklusive Hofladen und den angrenzenden Feldern sind wir überzeugt, dass das Projekt „Regenerative Landwirtschaft“ beim Bauern z‘Reitern lebt, wenn auch noch viel zu tun und zu lernen ist – Gratulation!
„Wir sind glücklich mit dem, was wir tun!“, meinen Romana und Stefan abschließend überzeugt und entspannt zugleich …
Was ist regenerative Landwirtschaft?
Regenerative Landwirtschaft hat das Ziel, dem Boden wieder die Struktur, Gesundheit und Fruchtbarkeit zurückzugeben, die er vor der Intensivierung und Industrialisierung hatte. Dazu gehören u.a.
1. Schonende Bodenbearbeitung
2. Dauerhaft grüner Boden
3. Vielfältiges Anbausystem (Artenvielfalt)
4. Ganzjährig lebende Wurzeln
5. Integration von Tieren (abweiden, organischer Dünger)