Was Frauen bewegt
Ich finde es wunderbar, Frau zu sein, weil ich als Frau erleben kann, Leben zu schenken. Allerdings muss ich die Zeiger meiner Uhr nicht allzu weit zurückdrehen und auch nicht viele Schritte über die Grenzen meines Landes machen, um auf die Diskriminierung von Frauen zu stoßen. Durch unser Patriarchat schlängelt sich zwar endlich ein Gegenstrom, aber langsam nur und träge. Ich wünsche mir noch viel mehr Wahrnehmung dessen, was Mütter in ihrer Rolle leisten und was sie brauchen, um dieses weibliche Privileg auch genießen zu können. Seit vier Jahren arbeite ich als Managerin, Psychologin, Chauffeurin, Pflegefachkraft, Pädagogin, kurzum als Mama. Nebenberuflich gehe ich dann – dank des emanzipatorischen Fortschritts – auch noch einer Einkommen bringenden Tätigkeit nach. Das leistet Frau nur in einem tragenden sozialen System. Dazu gehören u.a. flexible Karenz- und Betreuungsmodelle, ausreichend Kinderbetreuungsplätze, leistbare Kinderbetreuung. Eine Kinderbetreuung, der ich meine Sprösslinge mit gutem Gefühl anvertraue. Das soll für jede Mutter gewährleistet sein, damit sie sagen kann: Frau zu sein ist wunderbar.
Mutter (38) in Karenz mit zwei Kindern, geringfügig erwerbstätig
Bildung, Beruf und Kinderbetreuung sowie engagierte Väter geben Möglichkeiten für eine freiere Lebensgestaltung als sie unsere Mütter hatten. In vielen Ländern ist dies noch nicht der Fall, und die traditionelle Rollenverteilung lässt Frauen keine Wahl. An dieser Begünstigung, die wir global gesehen haben, sollten wir gemeinsam weiterarbeiten. Kinderbetreuung begreife ich als positiven Lernort, der den Horizont der Kinder außerhalb der Familie erweitert. Verwirklichung im Beruf ist für Frauen noch ein Privileg, das wir weiter ausbauen sollen – allein schon für die Vorbildwirkung – denn ein glückliches und erfülltes (Berufs-)Leben wird auch eine gesunde Entwicklung der Kinder begünstigen.
berufstätige Mutter (45) von zwei Kindern
Ich schminke mich gerne, ziehe Kleider an und mache mir schöne Frisuren mit meinen langen Haaren. Da ich ein Mädchen bin, werde ich aus diesem Grund aber nicht schief angeschaut, ganz im Gegenteil, das ist „normal“.
Wenn ich meine Freundinnen fragen würde, würden wahrscheinlich alle sagen, sie seien definitiv noch ein Mädchen. Aber was definiert eine Frau oder ein Mädchen? Werde ich auch mit 18, 19 oder 20 Jahren sagen, ich sei noch ein Mädchen, weil ich mich nicht befugt fühlen werde, mich als Frau zu betiteln? Ich habe keine Ahnung, wer oder was ich bin. Das Gute ist, dass ich 14 Jahre alt bin und hoffentlich noch genug Zeit haben werde, all diese Dinge über mich herauszufinden.
Ich sehe weder Nachteile noch Vorteile darin ein Mädchen zu sein, davon können aber wahrscheinlich viele Mädchen auf dieser Welt nur träumen. Ich hoffe, dass es in der Zukunft egal sein wird, ob man männlich, weiblich oder divers ist, ob man zu LGBTQ+ dazugehört oder nicht. Hauptsache man selbst ist glücklich, wie auch immer man sich selbst betitelt. Allerdings ist unsere Gesellschaft erfreulicherweise auf dem besten Weg in eine solche Zukunft. Ich bin stolz darauf ein Mädchen zu sein und hoffe, dass sich das auch nie ändern wird.
Schülerin, 14 Jahre
Mit 60 Jahren in Pension gehen zu dürfen und eine Pension zu bekommen, die ein gutes Leben auch im Alter ermöglicht, ist keine Selbstverständlichkeit. Ich war und bin im Genuss dieses Privilegs, weiß aber, dass es vielen Frauen (auch in meinem Umfeld) anders geht. Jede Frau hat es verdient, den letzten Abschnitt ihres Lebens wenigstens finanziell halbwegs unbeschwert verbringen zu können.
Daher ist es wichtig für uns Frauen Erreichtes zu bewahren und an Zukunftsvisionen festzuhalten.
Pensionistin, 68 Jahre
„Irgendwann weißt du,
dass du dein Ziel erreicht hast
weißt um den Sinn deiner langen Reise
Du steigst aus und bleibst“
…bleibst, so wie du bist.
Eine Frau,
der immer klarer wird, was sie im Leben will und was nicht.
Eine Frau,
der immer klarer wird, wer sie ist, und wie sie nicht sein möchte.
Das bin ICH, Nicole, ehemalige Krankenschwester, (jedoch im Herzen für immer) liebende Mutter eines Sohnes und einer Tochter, Lebenspartnerin, Freundin, Selbstständige, Nachbarin, Arbeitskollegin, ….
Ich traue mich zu behaupten, dass mein bisheriges Leben einer langen Reise gleicht mit vielen Stationen, die als schöne Erinnerung verankert sind, und Stationen, von denen ich viel lernen durfte! Was ich von dieser Reise mitgenommen habe, ist die Gewissheit Stärke und Schwäche zeigen zu dürfen. Im Alltag, im Beruf, in der Familie. Halt suchen zu dürfen! Das ist für mich Frau sein! Stärke und Schwäche zu vereinen!
Selbständige (41), 2 Kinder
Das Wort Frau ist in Ukrainisch dasselbe Wort wie Ehefrau und somit eng damit verknüpft Mutter und Ehefrau zu sein. Für mich bedeutet Frausein, dass man sich nicht durch den Status Familie als Frau definieren soll.
Ich bin stolz, als Mädchen geboren zu sein. Meine Emotionen sind für mich das Herausforderndste am Frausein. Sie können Fluch und Segen zugleich sein.
Im Moment frage ich mich, welche Person ich einmal sein werde und welche Ausbildung und Wege ich einschlagen werde. Durch den Krieg in der Ukraine hat sich mein Leben total verändert und ich weiß nicht, wie ich mein Leben in der nächsten Zeit verändern kann / soll.
Studentin aus der Ukraine, 21 Jahre