Kinderland OÖ: Lichtjahre weg von der Familienrealität
Es mangelt noch immer an Quantität und Qualität der Kinderbetreuung, an zu vielen Schließtagen und zu wenig Vereinbarkeit von Beruf und Familie
„Oberösterreichs Weg zum Kinderland Nummer 1 führt nicht nach oben, sondern bestenfalls im Kreis. Die aktuelle Kindertagesheimstatistik 2024/25 der Statistik Austria zeigt das einmal mehr. Es sind die üblichen Baustellen. Es ist die Quantität der Kindebetreuung, aber auch die Qualität. Es sind die vielen Schließtage und die mangelnde Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wenn es die so oft verlautbarten Fortschritte gibt, dann sind diese einfach zu wenig“, kommentiert der Grüne Bildungssprecher LAbg. Reinhard Ammer die aktuellen Zahlen.
Schon bei den Schließtagen ist Oberösterreich mit rekordverdächtigen 20 Tagen über dem bundesweiten Durchschnitt von 18,9. Besonders alarmierend: Fast 40 % der Einrichtungen in OÖ haben 21 bis 25 Schließtage, also rund fünf Wochen geschlossen. Weitere 22 % sogar sechs Wochen. Im Bundesdurchschnitt sind diese Werte deutlich niedriger. Nur 151 Einrichtungen in ganz Oberösterreich schaffen es, das ganze Jahr hindurch mit maximal 5 Schließtagen auszukommen – das sind gerade einmal 11 Prozent. In Wien hingegen sind es 1.248 Einrichtungen, also fast jede zweite. Für Eltern in Oberösterreich bedeutet das Betreuungsnotstand in den Sommerferien.
Auch bei den Qualitätsstandards gibt es massiven Nachholbedarf: Nur knapp über 40 % der 3- bis 5-jährigen besuchen in Oberösterreich eine VIF-konforme Einrichtung, also eine Betreuung, die mit Vollzeitjobs der Eltern vereinbar ist. Zum Vergleich: Im Österreich-Schnitt sind es fast 60 %, Wien liegt sogar bei 89,2 %.
Ammer: „Jeder einzelne Wert zeigt den nach wie vor immensen Aufholbedarf Oberösterreichs bei der Kinderbildung und -betreuung. Dass ein Rückstand nicht von heute auf morgen wettzumachen ist, ist klar. Aber das permanente Selbstlob und der ständige Ruf nach weniger Teilzeit steht im krassen Gegensatz zur Realität“.