Pflegeschlüssel-Resolution im Gemeinderat
Gemeinsamer Antrag von SPÖ-, ÖVP- und der Grünen im nächsten Gemeinderat.
Der Welser Pflegegipfel ist absolviert. Vertreter:innen der Stadt, Senioren- und Trägerorganisationen diskutierten über die stationäre Altenarbeit in der Stadt. Die steigende Anzahl von Bewohnerinnen und Bewohnern in den Heimen mit psychischen oder Suchterkrankungen, hohen Pflegestufen sowie Demenz stellt für das Personal eine enorme Belastung dar.
“Ein Ergebnis des Pflegegipfels war der dringende Handlungsbedarf beim Pflegeschlüssel. Mit diesem Antrag soll es zu einer Evaluierung des Pflegeschlüssels kommen”, meint Gemeinderat Markus Wiesinger.
Ein Hauptgrund für den zunehmenden Anstieg der Belastung der in der Pflege tätigen Menschen ist die gesetzliche Vorgabe zur Personalausstattung in den oberösterreichischen Heimen, der Mindestpflegepersonalschlüssel. Dieser Personalschlüssel wurde in den letzten 25 Jahren nur minimal verändert und ist den heutigen Anforderungen von Pflege und Betreuung nicht mehr gewachsen.
Der Rechnungshof hat im Jahr 2020 in seinem Bericht „Pflege in Österreich“ darauf hingewiesen, dass die Personalberechnungen nicht mehr zeitgemäß sind. Seither wurden einige kleine Anpassungen vorgenommen. Wesentliche notwendige Berücksichtigungen bei der Neubewertung des Pflegeschlüssels, wie die steigenden Demenzzahlen, steigenden psychischen Erkrankungen, steigende durchschnittliche Pflegestufen in den Heimen, mehr Zeit für Pflege und Betreuung, mehr Zeit für Praxisanleitung oder Palliativarbeit sind überfällig.
In der kommenden Gemeinderatssitzung wird ein gemeinsamer Antrag von SPÖ-, ÖVP- und der Grünen Gemeinderatsfraktion besprochen werden, mit dem eine Verbesserung der Situation in den Pflegeheimen erreicht werden soll. „Das Problem ist nicht, dass es zu wenig ausgebildete Pflegekräfte gibt, sondern dass sie zu den gegebenen Umständen nicht in der Pflege arbeiten wollen“, meint Gemeinderätin Miriam Faber. Dies werde durch Studien zum Thema, etwa “Gesundheits- & Krankenpfleger:innen während der Covid-19-Pandemie in Österreich (Arbeitssituation und Gedanken an einen Ausstieg aus dem Pflegeberuf)” eindeutig bestätigt: 64 % geben an, schon einmal an einen Berufsausstieg gedacht zu haben. Laut der “Pflegepersonal-Bedarfsprognose für Österreich” des Gesundheitsministeriums beträgt die Verweildauer im Beruf durchschnittlich zwischen 6 und 10 Jahre.
“Derzeit ist die Pflege ein Fass ohne Boden”, so Mag. Hannah Stögermüller; “deswegen müssen wir den Personalschlüssel zum Wohle aller Beteiligten verbessern.” Das macht zudem auch volkswirtschaftlich Sinn: “Eine Ausbildung kostet der öffentlichen Hand zigtausende Euro, wenn die Menschen dann nur kurz im Beruf arbeiten, ist das hinausgeschmissenes Geld”, stellt die Gemeinderätin klar.