Ärztemangel in Gallneukirchen?
Seit der Pensionierung von Dr. Plessl und dem Exodus von Dr. Ehrenmüller nach Alberndorf gab es bis Oktober auf jeden Fall zu wenig Ärzte in Gallneukirchen. Daniel Pum und Yannik Streibl haben eine Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin im „One“ eröffnet. Die Besten Wünsche und herzliches Willkommen auf diesem Weg!
Auch wenn jetzt wieder junge Hausärzte im Zentrum ordinieren sehe ich für die Zukunft Handlungsbedarf. Die demographische Entwicklung ist bereits in allen Sparten bemerkbar. Vielleicht ist es an der Zeit, sich von gewohnten Vorstellungen zu verabschieden und neue Wege zu gehen.
Regionale Primärversorgungszentren wie jenes in Haslach an der Mühl können die Bevölkerung effizient versorgen und sind ein Meilenstein in der Weiterentwicklung der heimischen Gesundheitsvorsorge. Dort arbeiten Ärzte, Diplomiertes Gesundheits- und Krankenpflegepersonal, Therapeut:innen u. dgl. multiprofessionell zusammen.
Ralph Schallmeiner, Abgeordneter zum österreichischen Nationalrat und Bereichssprecher für Gesundheit der Grünen im Parlamentsklub, gibt dazu Auskunft:
Sind Primärversorgungszentren (PVEs) von der Bundes- und Landespolitik gewünscht?
Ja, eindeutig. Aber damit hat es sich leider schon wieder, weil es zu wünschen ist das eine, es zu machen ist das andere. Ziel ist, dass es 79 PVEs in ganz Österreich bis Ende 2023 gibt, aber die Unterstützung durch die Länder ist vor allem überschaubar. In Tirol gibt es immer noch keines, in OÖ haben wir erst in den letzten Monaten erst einen echten Boost gehabt. Steiermark hat heute 12 PVEs, was super ist. Auch in anderen Bundesländern ist es so lala, dass man glauben möchte, alle sagen zwar „Ja, eh“, aber wenn es drauf an kommt …
Was sind Voraussetzungen für die Gemeinden in OÖ?
Für die Gemeinden selber sehe ich keine Vorgaben, ausser dass es drei Allgemeinmediziner:innen braucht, die sich zusammentun, und die auch über die entsprechenden Kassenverträge verfügen. In Zukunft wollen wir das aber deutlich erleichtern: es sollen verschiedene ärztliche Disziplinen und auch andere Gesundheitsberufe zu den Gründern einer PVE gehören können.
Wie realistisch sind die Chancen, dass eines überhaupt in einem Ort wie Gallneukirchen etabliert werden kann und unter welchen Voraussetzungen?
Wie gesagt: mit der aktuellen Rechtslage ist es bedingt realistisch, weil hier zu oft auch die Ärztekammer verhindert und die Ausschreibungskaskade aktuell ziemlich aufwendig und zeitintensiv ist.
Gibt es noch Förderungen für Pilotprojekte/-regionen?
Wir haben in Summe 100 Millionen aus dem Recovery- und Resilienzfonds der EU für Primärversorgung. Dafür werden wir aber die rechtlichen Grundlagen für die Gründung erleichtern müssen, weil wir sonst vor einer vollen Schüssel verhungern.
Danke für die aufklärenden Worte